Viele Unternehmen lassen Potenziale moderner Technologien für die Abschlussprüfung noch ungenutzt

 

(GFD 12/2022) PwC-Studie "Digitalisierung im Finanz- und Rechnungswesen 2022": Knapp die Hälfte der Unternehmen digitalisieren die Abschlussprüfung im Zuge einer umfassenderen Transformation der Finanzfunktion / Zukunftsfähigkeit wird als Digitalisierungsmotiv immer wichtiger / Mehr als die Hälfte beschäftigt sich noch nicht oder nur eingeschränkt mit Künstlicher Intelligenz

 

Ein positiver Befund vorweg: Die Unternehmen können den digitalen Reifegrad ihres Finanz- und Rechnungswesens inzwischen in aller Regel deutlich besser einschätzen als noch vor einigen Jahren. Hier hat der Digitalisierungsschub durch COVID-19 für mehr Transparenz gesorgt. Gleichwohl stehen für viele Unternehmen die Potenziale moderner Technologien für die Abschlussprüfung nicht im Mittelpunkt - insbesondere von Künstlicher Intelligenz (KI) und Process Mining. So lauten zwei der wichtigsten Erkenntnisse der aktuellen Studie "Digitalisierung im Finanz- und Rechnungswesen 2022", die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland erstellt hat. PwC hat dafür 100 große und mittelständische deutsche Unternehmen befragt. Die Veröffentlichung umfasst auch vier vertiefende Darstellungen von Technologien, die für die Abschlussprüfung der Zukunft besonders wertvoll sind.

 

Abschlussprüfung wird Kern einer umfassenden Transformation der Finanzfunktion

 

Mehr befragte Entscheider:innen aus der Finanzfunktion als im Vorjahr sind der Meinung, dass der Technologieeinsatz ihrer Unternehmen progressiv ist (35 ggü. 29 Prozent im Jahr 2021). Ebenfalls mehr Befragte schätzen ihre Technologieaffinität als konservativ ein (23 ggü. 18 Prozent). Nur noch 42 Prozent wähnen sich beim Technologieeinsatz im Durchschnitt vergleichbarer Unternehmen.

 

Gestiegen ist der Anteil derjenigen, die an einer umfassenden Transformation der Finanzfunktion arbeiten - 67 statt zuvor 61 Prozent. Prof. Dr. Rüdiger Loitz, Partner und COO Assurance bei PwC Deutschland, sagt: "Auffällig ist, dass nur bei knapp der Hälfte der Befragten die Digitalisierung der Abschlussprüfung klarer Bestandteil dieser übergreifenden Transformation ist. Das ist zwar mehr als im Vorjahr, hat aber Luft nach oben." Und weiter: "Bei einer stärker datengetriebenen Finanzfunktion und datengetriebenen Geschäftsmodellen sollten Unternehmen die Daten gezielt für die Abschlussprüfung optimal nutzen - zumal die internen und externen Anforderungen an das Reporting stetig steigen", sagt Prof. Dr. Rüdiger Loitz.

 

Finanz- und Rechnungswesen befasst sich häufig nur sehr eingeschränkt mit KI

 

Bei den Motiven der Digitalisierung, so ein weiteres Studienergebnis, stehen Effizienzgewinne klar an oberster Stelle. Das ist wenig überraschend und in der Tat einer der wichtigsten Digitalisierungsvorteile. Mit 90 gegenüber 61 Prozent im Vorjahr nannten indes deutlich mehr Befragte eine erhöhte Zukunftsfähigkeit als wichtigen Beweggrund für die Digitalisierung. Prof. Dr. Rüdiger Loitz sagt: "Den auf Langfristigkeit ausgerichteten Aspekt möchte ich unterstreichen. Denn die regulatorischen Anforderungen, insbesondere im Bereich ESG-Reporting nehmen zu und sind in Zeiten knapper Ressourcen am Arbeitsmarkt zwingend unter Einbindung von Technologie zu lösen. Zudem wird Digitalisierung inzwischen glücklicherweise häufig anders gesehen als vor 5 Jahren - langfristiger, nachhaltiger und nicht lediglich als ein punktuelles Automatisieren."

 

Für mehr Effizienz wird unter anderem auch Künstliche Intelligenz sorgen. Allerdings beschäftigen sich noch mehr als 50 Prozent weiterhin nicht mit der Technologie. Prof. Dr. Rüdiger Loitz kommentiert: "In der Praxis beobachten wir häufig, dass Unternehmen das Thema KI erst sehr ambitioniert angehen. KI soll dann gleich ganze Prozesse ersetzen." Um dies zu leisten, sei allerdings häufig ein großer Entwicklungsaufwand nötig. "In der Folge kommen viele Projekte nicht über die Konzeptphase hinaus", sagt Loitz. "Erfolgversprechender ist es, wenn Unternehmen die Technologie erst für vermeintlich kleinere Anwendungsfälle einsetzen, etwa bei der Extraktion und beim Mappen von Daten aus Standarddokumenten oder Reports auf Datenmodelle. KI ist kein Allheilmittel, so viel ist in den letzten Jahren klar geworden. Die Entwicklungen sind häufig langwierig und funktionieren meist unter Integration weiterer Systeme. Das Potenzial von KI ist allerdings riesig und irgendwo sollte man damit anfangen."

 

Unternehmen unterschätzen Process-Mining-Potenzial tendenziell

 

Ebenfalls interessant: Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren stark erwartet, dass Technologien die Abschlussprüfung sehr deutlich verändern werden. "Diese Erwartungen waren - und sind - zum Teil gegenüber dem tatsächlichen Reifegrad etwas überzogen", betont PwC-Experte Prof. Dr. Rüdiger Loitz. "Auch hier empfehlen wir, stärker viele kleine Veränderungen umzusetzen, statt Komplettlösungen zu erwarten."

 

Besonders groß sind die Veränderungserwartungen bei Datenaustausch und -verwendung während der Prüfung (82 Prozent). Und 67 Prozent erwarten deutliche Veränderungen bei der Prüfung von Geschäftsprozessen. Hans-Peter Dittmar, verantwortlich für die digitale Transformation bei PwC Deutschland sagt: "Hier sehen wir insbesondere für Process-Mining-Lösungen erhebliches Potenzial. Denn diese Technologie kann unter anderem sämtliche Geschäftsprozesse durchleuchten, Redundanzen identifizieren und Systembrüche aufzeigen, die den Prüfungsmandaten helfen, Optimierungen vorzunehmen."

 

Datenzugriff ist Voraussetzung für zusätzliche Erkenntnisgewinne

 

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten und etwas mehr als im Vorjahr (55 Prozent) verspricht sich von einer stärker digitalen Abschlussprüfung neue Erkenntnisse, aber leider keine wesentlichen neuen Informationen. 14 Prozent - gegenüber neun Prozent im Vorjahr - sind der Meinung, dass ihnen eine digitale Abschlussprüfung neue Informationen in erheblichem Umfang verschaffen wird. Dazu sagt PwC-Experte Prof. Dr. Rüdiger Loitz: "In der Tat meinen wir, dass eine digitale Abschlussprüfung angesichts des wachsenden Informationsumfangs und steigender Anforderungen an ein integriertes Reporting zusätzliche Erkenntnisse bringt, zum Teil sogar sehr erhebliche." Und er betont: "Und dies entspricht zudem einem nachhaltigen Vorgehen bei der Abschlussprüfung, bei der künftig z.B. auf Papier vollständig verzichtet werden sollte." Autor: www.pwc.com

 

Studie: Wie Unternehmen ihre CO2-Emissionsreduktion beschleunigen können

 

(GFD 11/2022) Die Zielvorgaben der 4.700 größten börsennotierten Unternehmen der Welt sehen vor, den CO2-Ausstoß bis 2030 nur um 20 Prozent zu reduzieren. Doch um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, ist eine Reduzierung um 43 Prozent erforderlich. Die Haupthindernisse für wirksamere Klimaschutzmaßnahmen sind die begrenzte Verfügbarkeit grüner Energie und die erforderlichen massiven Investitionen. Dies sind unter anderem Ergebnisse der Studie „Accelerating decarbonization. Sechs Handlungsfelder zur Beschleunigung Ihrer Emissionsminderungspläne“ von Roland Berger. Die Experten bieten Lösungen für Unternehmen, um die Dekarbonisierung zu beschleunigen und sich damit auch einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

 

„Viele Unternehmen haben ihren Weg zum Klimaschutz begonnen, aber klare Auswirkungen sind noch selten sichtbar“, sagt Yvonne Ruf, Partnerin bei Roland Berger. „Was sie in den nächsten fünf Jahren tun, wird sowohl für den Planeten als auch für ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit von entscheidender Bedeutung sein. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen die Dekarbonisierung auf die nächste Stufe heben.“

 

Die Studie ergab, dass die Mehrheit der Unternehmen plant, ihre Emissionen bis 2030 um 20 Prozent zu reduzieren. Nur 15 Prozent der großen Unternehmen haben das Ziel, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren.

 

Was derzeit wirksamere Maßnahmen gegen den Klimawandel behindert

 

Die Autoren der Studie identifizierten mehrere Gründe für den langsamen Fortschritt. Zum einen ist die Verfügbarkeit von grüner Energie in den meisten Ländern sehr begrenzt. Die Kosten für die Erzeugung von grünem Strom sind gesunken, aber die installierte Kapazität muss noch dringend erhöht werden. Grüne Moleküle bleiben in den meisten Fällen teurer, obwohl sich grüner Wasserstoff inzwischen durch die hohen Gaspreise amortisieren kann. Einige der sauberen Technologien, die für wirksamere Maßnahmen gegen den Klimawandel benötigt werden, sind noch nicht im Handel erhältlich. Mehr als ein Drittel der CO2-Emissionsreduktionen bis 2070 werden aus Technologien stammen, die sich derzeit noch in der Prototypen- (18 %) oder Demonstrationsphase (18 %) befinden. Um ihnen zu helfen, die Reife zu erreichen, Die globalen Investitionen in saubere Technologien und Infrastruktur müssen sich in den 2020er Jahren auf fast 2 Billionen USD pro Jahr belaufen und in den 2030er Jahren weiter auf fast 3 Billionen USD steigen. Das summiert sich bis 2050 auf eine kumulierte Summe von 56 Billionen US-Dollar.

 

CO2-Emissionen als neue Währung

 

Erhöhter Druck von Regulatoren (wie der EU-Kommission, aber auch in den USA) und der stetig steigende CO2-Preis zwingen Unternehmen zum Handeln. Die Autoren der Studie prognostizieren, dass der heutige CO2-Preis von weniger als 100 US-Dollar pro Tonne CO2-Äquivalent auf bis zu 200 US-Dollar/t CO2 steigen wird. Dies wird große Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Lieferketten haben.

 

„Früher basierte die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen vor allem auf Kosten und Qualität“, sagt Ruf. „Jetzt gibt es eine weitere Dimension: CO2. Dadurch werden CO2-Emissionen zu einer Währung, die systematisch verwaltet werden muss – angesichts der direkten Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis.“

 

Lösungen zur Beschleunigung von Emissionsminderungsplänen

 

Die Autoren beschreiben sechs Schlüsselbereiche, in denen Unternehmen Maßnahmen ergreifen müssen, um die Dekarbonisierung in den nächsten fünf Jahren zu beschleunigen. Dies ist ein kritischer Zeitrahmen, da das globale Kohlenstoffbudget in den nächsten vier bis acht Jahren aufgebraucht sein könnte. Die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hängt davon ab, jetzt die notwendigen Investitionen zu tätigen, Technologien zu pilotieren und erste grüne Produkte auf den Markt zu bringen, um die wachsende Nachfrage nach emissionsarmen Produkten und Dienstleistungen bedienen zu können.

 

Dazu sollten Unternehmen ihren Energieverbrauch senken und selbst saubere Energie erzeugen oder auf emissionsfreien Strom umsteigen. Sofern erforderlich, sollten private Investitionen in saubere Technologien durch öffentliche Mittel unterstützt werden, bis diese Technologien den Reifepunkt erreicht haben. Um die Emissionen in der Lieferkette zu minimieren, müssen Unternehmen gezielt mit kritischen Lieferanten zusammenarbeiten. Unternehmen sollten den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte begrenzen, indem sie ihr Design und ihren Materialmix überdenken oder die Zirkularität nutzen. Und schließlich können digitale Tools und künstliche Intelligenz helfen, Emissionsquellen zu identifizieren und Transparenz über den Fortschritt jedes Unternehmens bei der Erreichung seiner Klimaziele zu schaffen.

 

In diesen 5 Schritten gelangen Unternehmen zur TÜV-Zertifizierung

 

(GFD 09/2022)  Als Unternehmensberater hat sich Daniel Graf darauf spezialisiert, Unternehmen bei der Vorbereitung auf den Erwerb von Prüfsiegeln zu unterstützen. Durch seine Beratung gelingt es Unternehmen, Schwachstellen aufzudecken und ihre internen Abläufe normgerecht anzupassen. Hier erfahren Sie, wie der Experte seine Kunden in fünf Schritten zum gewünschten Erfolg führt.

 

Ganz gleich, in welcher Branche ein Unternehmen tätig ist - Kunden geben ihr Geld am liebsten bei Anbietern aus, denen sie vertrauen. Ein von einer unabhängigen Organisation wie dem TÜV vergebenes Prüfsiegel schafft Vertrauen und stellt somit eine sinnvolle Investition dar. "Welche Zertifizierungen für ein Unternehmen sinnvoll sind, hängt stark von dessen Unternehmensgegenstand ab und von der Frage, an welcher Stelle die Außenwahrnehmung verbessert werden soll", erläutert Unternehmensberater und ISO-Experte Daniel Graf.

 

"Ich unterstütze meine Kunden dabei, die für sie passende Strategie auszuarbeiten und ihr Ziel zu erreichen", führt er weiter aus. Gemeinsam mit seinem Team hat Daniel Graf es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen dadurch den Weg zur ISO-Zertifizierung zu ebnen. So hilft er seinen Kunden dabei, den Trust-Faktor von Gütesiegeln zu nutzen, um Alleinstellungsmerkmale zu schaffen und sich von der Konkurrenz abzuheben.

 

1. Das richtige Prüfsiegel finden: Überlegungen im Voraus

 

Aufgrund der Vielzahl an Prüfsiegeln im Umlauf sollten Unternehmen den Weg zur richtigen Zertifizierung mit professioneller Beratung gehen. Wie Daniel Graf weiter erklärt, sollte das angestrebte Prüfsiegel immer das wiedergeben, was das Unternehmen selbst nach außen tragen will. Unternehmen müssen sich daher zuerst über ihre Ziele klar werden, bevor sie sich für eine bestimmte Zertifizierung entscheiden.

 

Beispielsweise wäre es einem Unternehmen auf Mitarbeitersuche von Nutzen, seinen Mehrwert als Arbeitgeber zu betonen. Währenddessen wäre ein Onlinehändler, der Kunden von seiner Seriosität überzeugen muss, mit einem Trust-Siegel für sichere und leistungsstarke Verkaufsprozesse besser beraten. Aus diesem Grund empfiehlt Daniel Graf, in einem individuellen Beratungsgespräch abzuklären, welche ISO-Normen sinnhaft auf den jeweiligen Aspekt anwendbar sind.

 

2. Beratung durch Experten: Bedarf im eigenen Unternehmen feststellen und Lösungen planen

 

Auf dem Erstgespräch aufbauend muss zunächst der Status quo innerhalb des Unternehmens geklärt werden. "Das heißt, das gesamte Unternehmen und seine Prozesse werden gescannt", fährt Daniel Graf fort. Dies ermöglicht im weiteren Verlauf zielführendes Handeln, um Abweichungen von den im ISO-Regelwerk geforderten Anforderungen auszugleichen.

 

Für die optimalen Resultate sollten im Rahmen der Beratung zudem Ansätze zur Optimierung interner Abläufe entwickelt werden. Diese liefern Impulse, um nicht nur die Norm selbst zu erfüllen, sondern schlussendlich als Unternehmen effizienter zu wirtschaften.

 

3. Daniel Graf rät zu klaren Prioritäten in der Unternehmensentwicklung

 

Die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen für die angestrebte Zertifizierung muss unbedingt einem klaren Konzept folgen. Daniel Graf erläutert dazu, nicht alle geplanten Maßnahmen müssen zwingend bis zur Prüfung durch einen Sachverständigen abgeschlossen sein. Vielmehr sollte die oberste Priorität jenen Aspekten gelten, die dazu dienen, Abweichungen von der Norm zu beheben.

 

Optimierungspotenzial, das über die Muss-Kriterien der ISO-Norm hinausgeht, hat hingegen eher strategischen Charakter, so Daniel Graf weiter - es kann also kurzfristig hinten angestellt werden, falls erforderlich. Dennoch stellen auch diese Aspekte einen wichtigen Teil der Prozessoptimierung dar und sollten weiter verfolgt werden, sobald Kapazitäten dafür bestehen.

 

4. "Generalproben" schaffen Sicherheit vor Zertifizierung

 

Kurz vor der Abnahme durch den Gutachter sollte die Chance genutzt werden, die Zusammenarbeit mit dem Berater Revue passieren zu lassen - "sodass man nichts ins kalte Wasser springt, sondern wirklich gut vorbereitet in so ein Audit geht", ergänzt Daniel Graf. Insbesondere Führungskräfte müssen damit vertraut sein, wie das Audit vonstattengeht und welche Nachweise benötigt werden, um normgerechte Abläufe zu belegen.

 

Ferner sollte sämtliches Personal vor dem Prüfungstermin darauf eingestimmt werden, was es im Rahmen des Audits erwartet. Unterlaufen Mitarbeitern Flüchtigkeitsfehler oder reagieren sie irritiert, weil ein Fremder sie im Betrieb mit seltsamen Fragen überrascht, wirft dies kein gutes Licht auf das Unternehmen.

 

5. Reibungslose Abläufe bei der TÜV-Prüfung

 

Kommt der prüfende Sachverständige in den Betrieb, muss ein reibungsloser Ablauf gewährleistet sein: Benötigte Nachweise sollten griffbereit liegen, während das Personal Fragen zu den zu prüfenden Arbeitsprozessen kompetent beantworten können sollte. Besonderes Augenmerk legt der Prüfer dabei darauf, ob die Prozesse selbst der Norm entsprechen und im Arbeitsalltag entsprechend umgesetzt werden.

 

Bisweilen kommt es jedoch zu Missverständnissen, warnt Daniel Graf. Da sich die Fachsprache eines Prüfers oft von der im Betrieb gebräuchlichen Sprache unterscheidet, entstehen Situationen, in denen Problemstellungen falsch verstanden werden. Deshalb sollte unbedingt ein Berater bei der Prüfung präsent sein, der zwischen den involvierten Parteien vermittelt und Missverständnisse aufklärt.

 

Die TÜV-Zertifizierung: keine Endstation, sondern ein Anreiz für weitere Verbesserung

 

Mit der bestandenen Abnahme durch die Prüfstelle ist es für ein Unternehmen jedoch noch nicht getan. Erhält es ein Prüfsiegel und das dazugehörige Zertifikat, darf es damit zwar sofort werben - allerdings wird innerhalb der kommenden Jahre, eine jährliche Überwachungsprüfung durchgeführt, ob die Bedingungen der ISO-Norm weiterhin erfüllt werden. Ferner sind die Träger von Prüfsiegeln dazu angehalten, ihre Qualität fortlaufend zu verbessern. Im Rahmen interner Audits und Management-Reviews sollen die Verantwortlichen jährlich feststellen, ob die selbst gesteckten Qualitätsziele erfüllt wurden.

 

Dies, so Graf, stellt einen weiteren Vorteil der Zertifizierung dar, von dem beide Seiten profitieren: Anstatt nach der Prüfung zu stagnieren oder in alte Muster zu verfallen, erhalten Unternehmen den Ansporn, sich weiterzuentwickeln. Dadurch werden sie nicht nur einer Norm gerecht - sie steigern zudem nachhaltig ihre Fähigkeit, die Ansprüche der Kundschaft bestmöglich zu erfüllen.

 

Studie: Datengesteuerte Unternehmen sind die besseren Entscheider

 

(GFD 03/2022) Datengesteuerte Unternehmen berichten über signifikante Verbesserungen bei ihrer Entscheidungsfähigkeit und ihrer Anpassungsfähigkeit an interne und externe Herausforderungen sowie Veränderungen. Allerdings bezeichnen sich selbst nur 28 Prozent der Unternehmen als datengesteuert.

 

In seiner aktuellen CFO 4.0-Studie beschäftigt sich BearingPoint mit datengesteuertem Finanzwesen und Technologien. Die Studie bietet Einblicke in die Art der verwendeten Daten und Technologien, die Vorteile, die Unternehmen daraus ziehen, sowie spezifische Anwendungsbereiche in Controlling, Rechnungswesen und Treasury.

 

Blockchain, Event Streaming und Data Lakes & Co müssen ihr Potenzial in CFO-Funktionen erst noch entfalten

 

Laut der Umfrageergebnisse bezeichnen sich nur 28 Prozent der Teilnehmer selbst als datengesteuert, was bedeutet, dass sie datengesteuerte Tools für mehrere oder die meisten ihrer geschäftlichen Anwendungsfälle implementiert haben. Advanced Analytics ist die Technologie mit der höchsten Einsatzhäufigkeit; 96 Prozent der Befragten stuften Advanced Analytics entweder als bereits implementiert oder als relevant für ihr Unternehmen ein. Modernere und anspruchsvollere Technologien wie Blockchain, Event Streaming und Data Lakes müssen ihr Potenzial in CFO-Funktionen erst noch entfalten.

 

Im Vergleich zu den Ergebnissen der Studie aus dem Jahr 2020 sind die Integrationsfähigkeiten nach wie vor ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl einer Technologie. Gleichzeitig haben Sicherheit und Cloud-basierte Lösungen im letzten Jahr deutlich an Priorität gewonnen.

 

"Immer mehr Daten fallen in den Zuständigkeitsbereich des CFO. In Zukunft wird nicht die Verfügbarkeit von Informationen die große Herausforderung sein, sondern die zunehmende Datenmenge. Rechnungswesen, Controlling und Treasury sind gefordert, qualifizierte Informationen in Big-Data-Umgebungen zu identifizieren und zu nutzen", kommentiert Stefani Rahmel, Partnerin Finance & Risk bei BearingPoint.

 

Bessere Betrugsprävention, Risikomanagement und Bargeldverwaltung

 

Die Studie befasst sich auch mit technologischen Entwicklungen wie der kontinuierlichen und vorausschauenden Buchführung (Continuous and Predicitve Accounting), die darauf abzielt, Echtzeit-Einsichten und Automatisierung in Buchhaltungsabteilungen zu ermöglichen, den Tätigkeitsbereich der Buchhalter auf wertschöpfende Aufgaben zu verlagern und die Organisationsstruktur zu verändern. Zwei Anwendungsszenarien aus der Arbeit von BearingPoint mit Kunden zeigen Beispiele für die Implementierung dieser Technologien.

 

Im Controlling ist die erweiterte Planung und Analyse (xP&A) eine Methode, die es den Unternehmen ermöglicht, integriert zu planen und die Planung mittels weiterer Analysen zu unterstützen. Beispielsweise können mittels statistischer Analyseverfahren Trends und saisonale Schwankungen identifiziert und die Ergebnisse für die Planung nutzbar gemacht werden. Dies führt zu Erkenntnisgewinnen sowie einer effizienteren (schnellere Planungszyklen) und effektiveren (zuverlässige zukünftige Ressourcenallokation) Planung.

 

Die jüngsten Fortschritte bei den Datentechnologien kommen im Treasury auch der Betrugsprävention, dem Risikomanagement und dem Cash Management zugute, so dass sich die Mitarbeiter des Treasury stärker auf strategische, wertschöpfende Aufgaben konzentrieren können, während sie gleichzeitig die Risiken mindern und die Effizienz in einem zeitkritischen Umfeld steigern.

 

"Treasurer haben heute die Aufgabe, die Innovationstreiber für die Finanzprozesse von Unternehmen zu sein. Dazu gehören Echtzeit-Einblicke in globale Bargeldpositionen, die Verwaltung von Krediten über alle Bankkonten hinweg und die Fähigkeit, Geld innerhalb eines Tages dorthin zu transferieren, wo und wann es benötigt wird. Um das zu realisieren, müssen Treasurer wissen, wie sie neue Technologien wie robotergestützte Prozessautomatisierung, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Advanced Analytics effektiv einsetzen können", sagt Alexander Odenthal, Partner Treasury bei BearingPoint.

 

Der BREXIT und die COVID-19-Pandemie haben die Notwendigkeit für Unternehmen verstärkt, sich an starke Veränderungen anzupassen und gleichzeitig eine hohe Entscheidungsqualität zu wahren oder auszubauen. Obwohl Erfahrung ein wertvoller Faktor ist, wenn es darum geht, in solchen Situationen den nächstbesten Schritt zu tun, berichteten datengesteuerte Unternehmen über mehr Erfolg in diesem Bereich, nachdem sie fortschrittliche Technologien an den Besprechungstisch gebracht hatten.

 

"Der globalisierte, komplexe und unsichere Markt ist ein treibender Faktor für Unternehmen, sich mehr finanzanalytische Fähigkeiten anzueignen, um schnellere und qualitativ hochwertigere Entscheidungen treffen zu können", resümiert Johannes Vogel, Director Finance & Risk bei BearingPoint.

 

Nur jedes zweite Unternehmen hat einen Notfallplan für Cyberattacken

 

Jedes vierte Unternehmen schult Beschäftigte nicht zu Sicherheitsthemen

 

(GFD 09/2022) Hacker, die sich auf den Unternehmensservern herumtreiben, der Abfluss von wichtigen Geschäftsdaten oder Ransomware, die Festplatten verschlüsselt und die IT-Nutzung unmöglich macht: Auf solche Cyberattacken sind viele Unternehmen in Deutschland immer noch unzureichend vorbereitet. Nur gut jedes Zweite (54 Prozent) verfügt über einen Notfallplan mit schriftlich geregelten Abläufen und Ad-hoc-Maßnahmen für den Fall von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 1.066 Unternehmen aus allen Branchen repräsentativ befragt wurden. „Bei der Abwehr eines Cyberangriffs ist Zeit eine ganz entscheidende Komponente. Alle Unternehmen sollten entsprechende Vorbereitungen treffen und einen klar geregelten Notfallplan aufstellen, um im Fall der Fälle nicht wertvolle Zeit zu verschwenden“, sagt Simran Mann, Referentin Sicherheitspolitik beim Bitkom. Aktuell ist die Vorbereitung auf Cyberangriffe auch eine Frage der Unternehmensgröße. Große Unternehmen mit 100 bis 500 Beschäftigten (71 Prozent) sowie 500 und mehr Beschäftigten (78 Prozent) haben deutlich häufiger einen Notfallplan aufgestellt als kleinere mit 10 bis 99 Beschäftigten (51 Prozent). Mann: „Jedes Unternehmen kann Opfer von Cyberattacken werden, unabhängig von Branche und Größe. Ist die Firmen-IT erst einmal infiziert oder lahmgelegt, entstehen den Unternehmen hohe Kosten, die bis hin zu wochenlangen Produktionsausfällen gehen können.“

 

Nachholbedarf haben die Unternehmen auch bei der Sensibilisierung der Belegschaft rund um Cybersecurity. So führen nur 6 von 10 (61 Prozent) regelmäßige Schulungen zu Sicherheitsthemen durch, wobei es hier keine Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen gibt. Weitere 13 Prozent planen, Schulungen anzubieten – aber jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) will auch künftig darauf verzichten. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können Cyberangriffe erleichtern     oder erschweren – sie sind die erste Abwehrreihe gegen Cyberkriminelle. Unternehmen sollten unbedingt über Risiken und Angriffsarten aufklären und Hinweise für das richtige Verhalten geben“, so Mann.

 

Familienunternehmen riskieren, bei ESG das Ziel zu verfehlen - PwC-Studie zu Familienunternehmen

 

(GFD 2/2021) In einem Jahr, in dem die Wirtschaft die Art und Weise, wie sie die Bedürfnisse der Gesellschaft und der Umwelt erfüllt, umgestalten musste, laufen Familienunternehmen Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten, so das Ergebnis einer neuen globalen Umfrage unter 2.801 Familienunternehmern.

 

Während mehr als die Hälfte (55 %) der Befragten das Potenzial für ihr Unternehmen sahen, in Sachen Nachhaltigkeit führend zu sein, haben nur 37 % eine definierte Strategie. Europäische und amerikanische Unternehmen hinken ihren asiatischen Kollegen hinterher, wenn es darum geht, der Nachhaltigkeit in ihrer Strategie Priorität einzuräumen. 79 % der Befragten auf dem chinesischen Festland und 78 % in Japan gaben an, "Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen", verglichen mit 23 % in den USA und 39 % in Großbritannien. Größere Unternehmen und solche, die sich im Besitz späterer Generationen befinden, gehen ebenfalls gegen den Trend und setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit.

 

Diese Zurückhaltung gegenüber der Nachhaltigkeit kommt trotz der Tatsache, dass Familienunternehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sehen. Über 80 % engagieren sich proaktiv im Bereich der sozialen Verantwortung, und 71 % versuchten, so viele Mitarbeiter wie möglich während der Pandemie zu halten. Es ist auch keine Funktion des wirtschaftlichen Pessimismus - weniger als die Hälfte (46 %) erwartet trotz der Pandemie einen Umsatzrückgang, und die Befragten waren optimistisch, dass ihr Unternehmen in den Jahren 2021 und 2022 widerstandsfähig sein und weiterwachsen wird.

 

Stattdessen geht es um eine zunehmend veraltete Vorstellung davon, wie Unternehmen auf die Gesellschaft reagieren sollten. 76 % in den USA und 60 % in Großbritannien legen mehr Wert auf ihren direkten Beitrag, oft durch philanthropische Initiativen, als durch einen strategischen Ansatz zu ESG-Themen. Familienunternehmen sind auch etwas isoliert von dem Druck der Investoren, der Aktiengesellschaften derzeit dazu drängt, ESG in den Mittelpunkt ihrer langfristigen Pläne für den wirtschaftlichen Erfolg zu stellen.

 

Peter Englisch, Global Family Business Leader bei PwC, sagt: 

"Es ist klar, dass Familienunternehmen weltweit ein starkes Engagement für einen größeren sozialen Zweck haben. Aber es gibt einen wachsenden Druck von Kunden, Kreditgebern, Aktionären und sogar Mitarbeitern, eine sinnvolle Wirkung in Bezug auf Nachhaltigkeit und weitere ESG-Themen zu demonstrieren. Viele börsennotierte Unternehmen haben begonnen zu reagieren, aber diese Umfrage zeigt, dass Familienunternehmen einen traditionelleren Ansatz für soziale Beiträge haben.

 

Familienunternehmen müssen sich an die sich ändernden Erwartungen anpassen und schaffen, wenn sie dies nicht tun, ein potenzielles Geschäftsrisiko. Dabei geht es nicht nur um die Verpflichtung, Gutes zu tun, sondern um die Festlegung sinnvoller Ziele und Berichte, die ein klares Gespür für ihre Werte und ihren Zweck zeigen, wenn es darum geht, Volkswirtschaften und Gesellschaften beim besseren Aufbau zu helfen."

 

Wachstum

 

Die Umfrage zeigt, dass Familienunternehmen die Pandemie relativ gut überstanden haben. Weniger als die Hälfte (46 %) erwartet trotz der Pandemie einen Umsatzrückgang, und die Befragten waren optimistisch, dass ihr Unternehmen in den Jahren 2021 und 2022 widerstandsfähig sein und weiterwachsen wird.

 

Familienunternehmen hinken bei der digitalen Transformation hinterher

 

Auch wenn sich 80 % der Familienunternehmen an die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie angepasst haben, indem sie ihren Mitarbeitern Heimarbeit ermöglichen, gibt es auch Bedenken hinsichtlich ihrer allgemeinen Stärke, wenn es um die digitale Transformation geht.

 

62 % der Befragten beschrieben ihre digitalen Fähigkeiten als "nicht stark", weitere 19 % als "in der Entwicklung begriffen".

 

Doch hier gibt es deutliche Generationsunterschiede: 41 % der Unternehmen, die sich selbst als digital stark bezeichnen, gehören der 3. oder 4. Generation an, und die Next Gens haben in 46 % der digital starken Unternehmen eine größere Rolle übernommen.

 

Peter Englisch sagt:

"Es ist besorgniserregend, dass die Familienunternehmen hinter der Kurve zurückbleiben. Es gibt klare Belege dafür, dass starke digitale Fähigkeiten Agilität und Erfolg ermöglichen und dass sie eine ähnliche Begeisterung für Nachhaltigkeit haben.

 

Unternehmen sollten überlegen, wie sie die Erfahrung und die frischen Erkenntnisse der Next Gens nutzen können, wenn es darum geht, ihre digitale Reise zu priorisieren."

 

Die Governance-Lücke

 

Während Familienunternehmen über ein gutes Maß an Vertrauen, Transparenz und Kommunikation berichten, unterstreicht die Umfrage die Vorteile einer professionellen Führungsstruktur. Während 79 % sagen, dass sie irgendeine Form von Governance-Verfahren oder -Richtlinien haben, fallen die Zahlen dramatisch, wenn es um wichtige Bereiche geht: etwas mehr als ein Viertel gibt an, dass sie eine Familienverfassung oder ein Protokoll haben, während nur 15 % Konfliktlösungsmechanismen etabliert haben.

 

Peter Englisch sagt:

"Familienharmonie sollte niemals als selbstverständlich angesehen werden - sie ist etwas, an dem gearbeitet und für das geplant werden muss, mit dem gleichen Fokus und der gleichen Professionalität, die auf die Geschäftsstrategie und die operativen Entscheidungen angewendet wird.

 

Die Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt sind zunehmend besorgt über die Nachfolge in Familienunternehmen, zumal ein Drittel der Unternehmen der ersten, zweiten oder dritten Generation erwartet, dass die nächste Generation in den nächsten fünf Jahren Mehrheitsaktionär wird.

 

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen eine Führungsrolle übernehmen und sicherstellen, dass sie über formale Prozesse verfügen, mit denen sie langfristig Stabilität und Kontinuität gewährleisten können." Autor: www.pwc.com

 

BGH entscheidet zugunsten von GmbH-Geschäftsführern

 

Managerhaftpflichtversicherung deckt auch Inanspruchnahme für Zahlungen nach Insolvenzreife

 

(GFD 02/2021) Der Bundesgerichtshof (BGH) hat vor kurzem ein wegweisendes Urteil gefällt: Danach schützt die Managerhaftpflichtversicherung auch, wenn Geschäftsführer für Zahlungen in Anspruch genommen werden, die diese nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder nach Feststellung einer Überschuldung geleistet haben. Über die Entgegenstellung des BGHs der bisherigen Rechtsprechung informiert die Düsseldorfer Sozietät Ganteführer, Teil von HLB Deutschland.

 

Im Nachgang einer Unternehmensinsolvenz werden Geschäftsführer regelmäßig von Insolvenzverwaltern auf Erstattung nach Insolvenzreife veranlasster Zahlungen in Anspruch genommen. Grundlage dafür ist § 64 GmbHG, der Auszahlungen nach Eintritt der Insolvenzreife verbietet und bei Zuwiderhandlung eine Ersatzpflicht des verantwortlichen Geschäftsführers vorsieht. Zu solchen Auszahlungen kann es schnell kommen – zumal in Krisensituationen. Ausreichen kann es bereits, wenn Kunden Gelder auf einem debitorischen Konto einzahlen, so eine Entscheidung des BGH vom 26.01.2016 (Az. II ZR 394/13). „Auch bei mittelständischen Unternehmen kommen so schnell Millionenbeträge zusammen, was für die betroffenen Geschäftsführer existenzbedrohend sein kann“, warnt Rechtsanwalt Dr. Marius Klotz.

 

In besonderem Maße galt dies, nachdem sich in der Rechtsprechung die Auffassung durchgesetzt hatte, dass Ansprüche des Insolvenzverwalters aus § 64 GmbHG nicht von der Managerhaftpflichtversicherung, der sogenannten D&O-Versicherung, gedeckt seien. Das OLG Düsseldorf hatte diese Auffassung mit Urteil vom 26.06.2020 (Az.: 4 U 134/18) noch einmal bekräftigt. Seine Begründung: Bei dem Anspruch auf § 64 GmbHG handle es sich nicht um einen Schadensersatzanspruch, sondern um einen „Ersatzanspruch eigener Art“, der nicht unter den Versicherungsschutz der D&O-Versicherung fällt.

 

Dieser zu Recht als „spitzfindig“ kritisierten Rechtsprechung hat der BGH nun eine Absage erteilt. Die Reichweite des Versicherungsschutzes sei aus Sicht einer durchschnittlich verständigen Person zu beurteilen. Auch einem kaufmännisch erfahrenen Geschäftsführer sei der Unterschied zwischen einem Schadensersatzanspruch und einem „Ersatzanspruch eigener Art“ nicht ersichtlich. Vielmehr wähne er sich aufgrund der D&O-Versicherung in seinem Handeln gegenüber dem Unternehmen umfassend geschützt.

 

„Für künftige Haftungsprozesse gegen Geschäftsführer und Vorstände im Kontext einer Unternehmensinsolvenz ist die Entscheidung des BGH von außerordentlicher Bedeutung“, sagt Dr. Klotz. Zwar hatten D&O-Versicherungen auf die Rechtsprechung des OLG Düsseldorf hin in einigen D&O-Policen bereits klargestellt, dass der Versicherungsschutz auch Ansprüche aus § 64 GmbHG umfasst. In vielen Policen ist dies jedoch (noch) nicht geschehen. Betroffene Geschäftsführer hatten daher im Fall einer Inanspruchnahme nach § 64 GmbHG gegenüber der Versicherung einen schweren Stand. Die Position der Geschäftsführer ist nun vom BGH gestärkt worden, sicherlich zum Unmut der D&O-Versicherer, die auf Grund der derzeitigen Pandemie, eine Pleitewelle und damit verbunden eine vermehrte Inanspruchnahme von Geschäftsführern befürchten. Autor: www.hlb-deutschland.de

 

Unternehmensgewinne: Das goldene Zeitalter der Profitabilität geht zu Ende

 

(GFD 01/2021) In den vergangenen drei Dekaden kannten die Gewinne zahlreicher Unternehmen weltweit nur eine Richtung: nach oben. Mit im Schnitt jährlich 7 Prozent sind sie fast doppelt so stark gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt vieler Industriestaaten (Abbildung). Doch diese goldene Ära neigt sich dem Ende zu. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Peak Profits" der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company und des Marktforschungsinstituts Oxford Economics. Sie basiert auf Profitabilitätsanalysen von 13.000 börsennotierten Unternehmen in 26 Ländern, in denen mit 72 Prozent der Großteil aller weltweiten Gewinne erwirtschaftet wird. Dazu zählen auch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

 

Druck auf die Gewinne bleibt

 

Bereits vor der Corona-Krise haben sich in der industrialisierten Welt sinkende Wachstumsraten angedeutet. Der Profitgipfel schien erreicht. Die globale Rezession infolge der Pandemie könnte diesen Trend noch einmal verstärken. Etliche Unternehmen müssen derzeit massive Gewinneinbrüche oder sogar Verluste verkraften. Und das könnte länger so bleiben. "Selbst wenn sich die Weltwirtschaft schnell wieder erholen sollte, der Druck auf die Unternehmensgewinne ändert sich nicht", erklärt Bain-Deutschlandchef Walter Sinn. "Die Historie zeigt, dass schleichende Langfristtrends in Krisen innerhalb kürzester Zeit durchschlagende Wirkung haben und sich entsprechende Entwicklungen in dieser Zeit beschleunigen können."

 

Für die rückläufige Gewinnentwicklung sind zwei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen gibt es schon seit einigen Jahren eine Gegenbewegung zur Globalisierung. Angesichts zunehmender Handelskonflikte organisieren Unternehmen ihre Lieferketten neu und setzen nicht mehr nur auf die weltweit günstigsten Zulieferer. Dass mehr lokal beziehungsweise regional produziert wird, drückt auf die Margen. Zum anderen verändert der demografische Wandel die Arbeitsmärkte. Nach dem Überangebot von Arbeitskräften zu Zeiten der Babyboomer mangelt es zunehmend an Fachkräften. Daran wird auch der Corona-Schock nur bedingt etwas ändern. Da künftig in vielen Branchen qualifiziertes Personal fehlt, werden die Einkommen tendenziell steigen. Dies geht zulasten der Unternehmensgewinne.

 

Die Großen legen zu, die Kleinen verlieren

 

Automatisierung und Digitalisierung wirken der sinkenden Profitabilität zwar entgegen, doch es sind in erster Linie die größten und agilsten Unternehmen, die die Vorteile des technischen Fortschritts nutzen. In den 1980er-Jahren erzielten börsennotierte US-Firmen mit weniger als einer Milliarde US-Dollar Umsatz im Schnitt eine Eigenkapitalrendite von 11 Prozent. Zuletzt waren es lediglich 5,1 Prozent. Dagegen stieg die Eigenkapitalrendite von Konzernen mit mehr als 25 Milliarden US-Dollar Umsatz von 14,6 auf 21,2 Prozent.

 

Insgesamt nahm die durchschnittliche Profitabilität aller untersuchten Unternehmen seit 1990 zwar beständig zu, wie das Beispiel der USA zeigt. Doch während insbesondere die großen Konzerne ihre Finanzkraft stärkten, nahm diese bei vielen kleinen und mittleren Firmen immer weiter ab. "Die Corona-Krise wird verheerende Folgen für die hoch verschuldeten Unternehmen haben", betont Sinn. "Sie werden entweder aufgekauft oder liquidiert. Oder sie überleben als 'Zombie-Firmen', denen die Banken die Kredite verlängern, um ihre Bilanzen nicht mit hohen Abschreibungen zu belasten."

 

Europäische Unternehmen fallen zurück

 

Besonders stark leiden Europas Unternehmen unter rückläufiger Profitabilität. Gewinnsteigerungen beruhten zuletzt weitgehend auf der Einführung des Euros und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Europäischen Union. Ihre Wettbewerbsfähigkeit konnten Unternehmen indes kaum steigern - speziell in Randstaaten wie Irland, Griechenland, Italien oder Spanien. Dort taten unter anderem der forcierte Abbau von Staatsschulden und die wirtschaftliche Stagnation ihr Übriges. In Italien sank die Eigenkapitalrendite börsennotierter Unternehmen in der letzten Dekade von 13,5 auf 5,5 Prozent, in Spanien von 21,3 auf 8,2 Prozent.

 

Auch in Deutschland hinkt die Gewinnentwicklung hinter dem Wachstum her. Während die heimische Wirtschaft 2018 insgesamt 22 Prozent der Wirtschaftskraft der europäischen Industriestaaten generierte, erzielte sie nur 18 Prozent der Gewinne. Die Eigenkapitalrendite hält sich seit Jahren relativ stabil bei etwas über 12 Prozent. Die Schweiz hingegen, die 4 Prozent zu Europas Bruttoinlandsprodukt beiträgt, erwirtschaftete 2018 mit 7 Prozent einen überproportional großen Anteil der Gewinne in Europa. Besonders die schweizerischen Kommunikations- und Gesundheitsunternehmen erzielten im Schnitt der der letzten Dekade mit mehr als 30 Prozent überdurchschnittliche Margen.

 

Schwäche bei neuen Technologien

 

Im Tech-Sektor sowie bei den Internetplattformen ist der Rückstand der Europäer gegenüber den USA und China besonders auffällig. Die Branchengiganten in diesen Ländern erzielen sehr hohe Margen. Strengt sich die europäische Wirtschaft nicht gewaltig an, wird sie in puncto Profitabilität noch weiter zurückfallen. Schon jetzt liegt der Anteil Europas an den weltweit generierten Unternehmensgewinnen bei lediglich 21 Prozent. Im Jahr 2000 belief er sich noch auf 40 Prozent, was der Region damals den Spitzenplatz sicherte.

 

Deutschland mit seiner Stärke in Industrie und Technologie steht zumindest im europäischen Vergleich recht gut da. Das verarbeitende Gewerbe erzielte zwischen 2010 und 2018 mit 15,5 Prozent Eigenkapitalrendite überdurchschnittlich gute Ergebnisse. Der Tech-Sektor lag mit 26,4 Prozent sogar um ein Drittel über dem europäischen Branchenmittel.

 

Überzeugende Langfriststrategie ausarbeiten

 

"Trotz des schwieriger werdenden Umfelds können Unternehmen auskömmliche Margen erwirtschaften", ist Bain-Experte Sinn überzeugt. Denn ein Großteil der Profitabilitätsunterschiede lasse sich auf individuelle Gegebenheiten in einer Firma oder Branche zurückführen. Dagegen könne das Management angehen, zum Beispiel Wettbewerbsvorteile herausarbeiten oder das Geschäft ausbauen, sei es organisch oder anorganisch.

 

In einer Rezession einfach nur die Kosten zu senken führt nicht zum Erfolg. Aus Sicht von Sinn ist in turbulenten Zeiten der dauerhaften Stabilisierung des Unternehmens mehr Bedeutung einzuräumen als Quartalszahlen. Bains Deutschlandchef konstatiert: "Firmenlenker brauchen eine Langfriststrategie, in der die nachhaltig profitable Entwicklung des Unternehmens und dessen Nutzen für die Gesellschaft im Vordergrund stehen. Und die muss die Investoren überzeugen." Autor: www.bain.de

 

Mittelstand im Mittelalter - Auswertung der Top 500 Familienunternehmen zeigt: Nur 68 von der Top-500 haben eine Frau in der Führung

 

(GFD 12/2020) Familienunternehmen unterliegen nicht der kürzlich von der Bundesregierung beschlossenen Frauenquote. Denn die wenigsten sind börsennotiert oder mitbestimmt. "Die Quote ist ein richtiges Signal, obwohl sie nicht an den Kern des Problems geht, sondern nur Symptome behandelt. Mit der geringen Attraktivität der MINT-Fächer bleibt ein großes strukturelles Problem. Bei vielen anderen Ursachen, wie der unzureichenden Individualisierung von Arbeitszeitmodellen und der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, können jedoch insbesondere auch die Familienunternehmen vorangehen und von sich aus zeigen, dass es bessere Wege als die Quote gibt, dem wichtigen Ziel der erhöhten Diversität in Führungsgremien nachzukommen."

 

Denn Handlungsbedarf besteht hier genauso. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung sind eindeutig, und leider vernichtend: Lediglich 13,6 Prozent der Top-500 -Familienunternehmen haben mindestens eine Frau in der operativen Führung. Anders gesagt: 432 der 500 größten Familienunternehmen haben eine rein mit Männern besetzte Geschäftsführung bzw. einen rein männlichen Vorstand.

 

"Es gibt jedoch die begründete Aussicht darauf, dass sich an diesem Ungleichgewicht in den kommenden Jahren etwas ändert" sagt Dr. Dominik von Au und stützt sich dabei auf die globale NextGen-Studie 2019 von PwC, an der nahezu 1.000 NextGens (darunter ein Drittel Frauen) teilnahmen. "Es zieht die weiblichen Nachfolger in Familienunternehmen immer stärker in die Verantwortung", so von Au. Ob Frau oder Mann, rund 81 Prozent von ihnen streben grundsätzlich eine - wie auch immer ausgekleidete - führende Rolle im Familienunternehmen an. Das gilt für die globale Auswertung, aber auch für die Befragung unter deutschen NextGens.

 

Auffällig ist aber auch, dass weibliche NextGens in Familienunternehmen sich weniger häufig als ihre männlichen Kollegen in der CEO-Rolle sehen. Mit Blick auf die kommenden Jahre wollen nach der PwC/INTES-Untersuchung über 70 Prozent der männlichen NextGens ganz konkret in eine CEO-Position, aber nur rund 30 Prozent der weiblichen. Sie übernehmen anders Verantwortung und sehen sich tendenziell eher in der Rolle der aktiven Gesellschafterin mit einer Position im Aufsichtsgremium. Dominik von Au erklärt: "Die weiblichen NextGens, die in solche Aufsichtsgremien aufrücken, sollten ihre starke Position in diesen Gremien nutzen, um auf eine höhere Diversität in der Geschäftsführung hinzuwirken".

 

Er ist überzeugt: "Die NextGen kann der treibende Faktor für Veränderung sein. Denn die Nachfolgerinnen und Nachfolger besitzen die Fähigkeit zur schonungslosen Selbsterkenntnis und den Mut, in der Vergangenheit Bewährtes in Frage zu stellen und die notwendigen Veränderungen gegen Widerstände durchzusetzen. Sie hat in meinen Augen längst verstanden, dass es ohne Diversität keine Zukunft gibt". Autor: www.intes-akademie.de

 

Wann Social Media für CEOs Sinn macht und wann nicht

 

(GFD 12/2020) Chefs der DAX-30-Unternehmen freunden sich nur zaghaft mit Social Media an. Noch wichtiger als ihre Präsenz sei die Spur, die sie in den neuen Kanälen hinterlassen, sagen die Beratungen Kearney und Egon Zehnder in einer gemeinsamen Studie. Sie machen fünf Stufen des Corporate Influencers aus und raten Unternehmensführerinnen und -führern, "ganz oder gar nicht" aktiv zu werden.

 

Der Analyse zufolge posten immer mehr CEOs über geschäftsbezogene Informationen hinaus. Etliche Beiträge im Untersuchungszeitraum widmen sich in persönlicher Weise gesellschaftlich relevanten Themen. "Wer nur lautlos oder als Verstärker des hauseigenen Marketings unterwegs ist, verkauft sich und seine Organisation unter Wert", so Dr. Mirko Warschun von Kearney. Warschun verweist auf das LinkedIn-Profil von VW-Chef Herbert Diess, das mit fast 120.000 Followern die größte Anhängerschaft eines DAX-30-CEOs in sozialen Medien aufweist. Diess begleitete die Vorstellung eines neuen VW-Modells mit einem Bericht aus seinem Italien-Urlaub. "Solche Inhalte hinterlassen in sozialen Medien ungleich mehr Eindruck als das beiläufige Teilen von Pressemitteilungen oder Unternehmensposts", sagt Mirko Warschun.

 

Rolle von Top-Managerinnen und -Managern wandelt sich

 

"Viele Unternehmenslenkerinnen und -lenker haben erkannt, dass sie sich in sozialen Medien nahbar und authentisch zeigen können", so Dr. Michael Meier von Egon Zehnder, und damit "Stakeholder-Management im besten Sinne" leisten. Die Zeit des Corporate Soldiers sei ohnehin vorbei. Zugleich helfe Social Media den Unternehmenslenkerinnen und -lenkern dabei, sich von "ihrer menschlichen Seite" zu zeigen und gerade damit ihrer sich ändernden Rolle in der Welt gerecht zu werden. "Wer heute an der Spitze eines global agierenden Unternehmens steht, hat mehr denn je die Chance, eine ganzheitiliche Botschaft seines Unternehmens persönlich zu kommunizieren", sagt Michael Meier. Gegenüber Aktionärinnen und Aktionären, Investorinnen und Investoren, NGOs und eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssten Unternehmenschefinnen und -chefs mehr denn je belegen, dass sie ihre Geschäftsmodelle in Richtung Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung entwickeln - und dabei "offen kommunizieren und Lernbereitschaft demonstrieren". Den CEOs komme dabei eine wachsende Bedeutung als Mittelspersonen zwischen Unternehmen und Gesellschaft zu.

 

Laut der Studie von Egon Zehnder und Kearney nutzen die DAX-30-Chefs besonders häufig LinkedIn. 16 der 30 CEOs haben sich dort registriert, und 13 von ihnen haben im Untersuchungszeitraum mindestens einen Beitrag gepostet. Gefolgt wird LinkedIn von Twitter. Auf dem Kurznachrichtendienst sind sieben DAX-CEOs angemeldet. Ein Profil bei Xing haben lediglich vier der 30 DAX-Chefs.

 

Eine Frage des Tons - und des Charakters

 

Wie glaubwürdig ein Profil wirkt, hängt den Herausgebern der Studie zufolge vor allem von zwei Faktoren ab. "Die persönlichen Botschaften der oder des CEO sollten sich mit den Unternehmenswerten decken", sagt Mirko Warschun. Es gehe beispielsweise nicht darum, beliebige Ereignisse und Entwicklungen in Politik und Gesellschaft zu kommentieren. Vielmehr solle ein klarer Bezug zum Unternehmen erkennbar bleiben. "Darüber hinaus muss das Profil in Tonfall und Charakter zur Persönlichkeit der oder des CEO passen. Wenn die Botschaften allzu offensichtlich von Ghostwritern stammen, gerät der Social-Media-Auftritt zur Karikatur." Die Studienautoren empfehlen jenen CEOs, die sich mit sozialen Medien nicht anfreunden können, besser nicht als halbherzig aktiv zu sein.

 

Über die Studie

 

Die Studie "CXOs als Corporate Influencer" widmet sich den Social-Media-Auftritten von CXOs aus größeren deutschen Unternehmen. Untersucht wurden unter anderem die Profile der CEOs aller DAX-30-Mitglieder. Die Personalberatung Egon Zehnder und die Unternehmensberatung Kearney haben die Studie im Oktober 2020 durchgeführt. Autor: www.kearney.com

 

Digitalbilanz 2020: Jedes dritte Unternehmen hält sich selbst für rückständig

 

(GFD 12/2020) 32 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen sich bei der Digitalisierung im Rückstand. Als Vorreiter stufen sich dagegen 16 Prozent ein. Vor allem die Entscheider von Finanzdienstleistern sehen Aufholbedarf des eigenen Unternehmens im internationalen Digitalisierungswettbewerb. In der verarbeitenden Industrie fällt die Bilanz dagegen positiver aus. Das ergibt die Studie Potenzialanalyse Reality Check Digitalisierung von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut.

 

Den Rückstand beim Thema Digitalisierung machen die befragten Manager an unterschiedlichen Stellen fest. In 35 Prozent der Unternehmen fehlt immer noch eine Strategie, um Geschäft, Prozesse und Organisation zu digitalisieren. Vielfach reiht sich Projekt an Projekt, ohne dass die Vorhaben ineinandergreifen. Jeder zweite Entscheider sieht deshalb die Projektvielfalt als einen entscheidenden Grund für den Rückstand im eigenen Unternehmen. „Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass Unternehmen vor allem Schwierigkeiten haben, einen roten Faden für ihre Digitalisierungsmaßnahmen zu entwickeln, oder diesen nicht konsequent durchhalten. Die Folge ist dann häufig, dass sich Unternehmen verzetteln, sich der Umbau verzögert oder gewünschte Ergebnisse wie mehr Effizienz ausbleiben“, sagt Frédéric Munch, Mitglied der Geschäftsleitung von Sopra Steria und Leiter der Managementberatungssparte Sopra Steria Next.

 

Viele Unternehmen sind zudem nach der Einführung von Standardsoftware – 61 Prozent der Unternehmen haben ihre alten IT-Systeme bislang flächendeckend modernisiert – nicht viel weitergekommen mit dem digitalen Umbruch. Jedes fünfte Unternehmen hat das Kapitel Standardisierung und Automatisierung von Abläufen für sich abgeschlossen. Jedes zweite befindet sich derzeit tief in der Umsetzung. Ähnlich weit sind die Unternehmen bei der unternehmensübergreifenden Einführung agiler Arbeits- und Führungsmethoden und der Verlagerung der IT-Infrastruktur in Cloud-Computing-Umgebungen.

 

Die Mehrheit der Unternehmen ist aufgrund der vielen Baustellen noch weit davon entfernt, ihre Geschäftsmodelle komplett zu überdenken und digitales Geschäft als ihr Kerngeschäft zu betrachten. Zwölf Prozent der befragten Entscheider würden hinter diesen Transformationsschritt einen Haken setzen. Für jeden vierten ist die Entwicklung digitaler Erlösquellen derzeit überhaupt kein Thema. Andere Veränderungsschritte haben deutlich Vorrang. Eine große Zahl der Unternehmen, 45 Prozent, beschäftigt derzeit der kulturelle Umbruch. Viele Firmen haben hart daran zu arbeiten, ein neues Denken bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu etablieren.

 

Banken und Versicherer geben sich selbstkritisch, die Industrie optimistisch

 

Finanzdienstleister sehen sich im Vergleich zum Durchschnitt aller untersuchten Branchen häufiger im Rückstand bei der Digitalisierung. 41 Prozent betrachten das eigene Unternehmen als Nachzügler, nur neun Prozent als Vorreiter. Dabei sind viele Finanzdienstleister in einzelnen Maßnahmen vielfach deutlich weiter als Unternehmen anderer Branchen. Drei Viertel der Banken und Versicherer bieten digitale Services an oder entwickeln diese, und sie haben häufiger als andere Branchen in weiten Teilen agiles Arbeiten etabliert. Fast jeder zweite Finanzdienstleister arbeitet an digitalen Geschäftsmodellen. „Das zeigt, dass Banken und Versicherer unter einem größeren Digitalisierungsdruck stehen als andere Branchen. Digitale Produkte und automatisierte Prozesse sind quasi Standard und keine Errungenschaften, mit denen sich Unternehmen abheben“, sagt Robert Bölke, verantwortlich für digitale Bankstrategien und Betriebsmodelle bei Sopra Steria Next. „Im Maschinenbau oder im Energiesektor sind Unternehmen, die eigene digitale Plattformen betreiben oder digitale Geschäftsmodelle entwickeln, dagegen häufiger Vorreiter ihrer Branche“, so Bölke.

 

Zum Vergleich: Bei Energieversorgern fallen deutsche Unternehmen nach eigener Einschätzung im internationalen Digitalisierungsvergleich weniger zurück. Dasselbe gilt für die öffentliche Verwaltung. 41 Prozent der Entscheider dieser beiden Branchen sehen sich ähnlich weit wie Unternehmen oder Behörden in anderen Ländern. Von einer breiten digitalen Transformation lässt sich allerdings nicht sprechen. In der verarbeitenden Industrie ist die Zahl der Optimisten am größten. Jeder zweite befragte Entscheider stuft das eigene Unternehmen zumindest als digital gleichwertig ein im Vergleich zum Wettbewerb. Jeder fünfte sieht sich als Digitalisierungsvorreiter.

 

Die Unterschiede in der Selbstwahrnehmung und Umsetzung der Digitalisierung haben auch strukturelle Gründe. Banken und Versicherungen sowie die öffentliche Verwaltung sind hier stärker auf externe Unterstützung angewiesen als beispielsweise der Maschinenbau oder der Energiesektor. Die Ursachen hierfür liegen zum Teil in der Belegschaft. In der Finanzwirtschaft arbeiten seit Jahrzehnten größtenteils Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem betriebswirtschaftlichen und juristischen Hintergrund. Gleiches gilt für die Verwaltung. In der Industrie hingegen finden sich naturgemäß viele Absolventen der MINT-Disziplinen. Dies ist kulturprägend für Unternehmen und Organisationen, inklusive der internen Karrierepfade.

 

Corona-Check: Ein Drittel sieht positive Digitalisierungseffekte

 

Der Ausbruch der Corona-Pandemie gilt als Katalysator für die Digitalisierung von Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Einen echten Schub nehmen allerdings nicht alle Unternehmen wahr. 30 Prozent der befragten Entscheider sehen positive Effekte und bestätigen: Ja, wir haben in der Pandemie in die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse investiert und dadurch einen dauerhaften Digitalisierungsschub erfahren. In jedem zweiten Unternehmen hat die Pandemie nicht viel mehr bewirkt als die Zunahme von Videokonferenzen und Home-Office. Vier Prozent beklagen, dass sie durch die Krise im Digitalisierungsprozess zurückgeworfen wurden.

 

„Unter dem Strich nimmt die Mehrheit der Unternehmen aus der Krise die Erkenntnis mit, dass konkrete Veränderungen möglich sind. Viele werden die angestoßenen strukturellen Transformationsmaßnahmen weiterverfolgen. Eine Drosselung des Digitalisierungstempos auf das Niveau vor Corona wird kaum ein Unternehmen anstreben“, sagt Frédéric Munch von Sopra Steria Next. Autor: www.soprasteria.de

 

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland arbeitet weitestgehend papierlos

 

(GFD 11/2020)  Die Unternehmen in Deutschland verzichten bei ihrer Büro- und Verwaltungsarbeit zunehmend auf Papier. So geben 6 Prozent der Geschäftsführer, Vorstände oder Geschäftsleiter an, dass die Geschäftsprozesse in ihren Unternehmen mittlerweile komplett ohne Papier auskommen. Weitere 30 Prozent arbeiten überwiegend papierlos, gestalten damit also rund 75 Prozent ihrer Büroprozesse digital. Das ist das Ergebnis einer Befragung unter 1.104 Unternehmen aller Branchen ab 20 Mitarbeitern in Deutschland, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde. Die Studie ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft. Demnach spielt Papier aber in jedem vierten Unternehmen auch noch eine sehr große Rolle: 8 Prozent arbeiten komplett und weitere 18 Prozent weitestgehend, also zu drei Vierteln papierbasiert. Ein weiteres Drittel (36 Prozent) arbeitet nach eigenen Angaben zweigleisig, setzt also etwa zur Hälfte Papier und digitale Formate ein.

 

„Die deutsche Wirtschaft macht bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse weiter Fortschritte. Das hat nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Vorteile: Dokumente können ortsunabhängig und schnell gefunden und bearbeitet werden, es werden keine meterlangen Regale oder Aktenschränke benötigt und schließlich schont der Verzicht auf Papier die Umwelt“, sagt Nils Britze, Bereichsleiter Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom. Große Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind beim Papierverzicht besonders weit: Hier sind die Büro- und Verwaltungsprozesse schon bei jedem zehnten Unternehmen komplett digital.

 

Öffentliche Verwaltung geht bei digitalen Akten voran

 

Vorreiter sind große Unternehmen auch, wenn es darum geht, bereits bestehende Papierakten zu digitalisieren: Zwei Drittel (66 Prozent) der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern haben Papierakten weitestgehend (20 Prozent) oder teilweise (46 Prozent) in ein digitales Format überführt. Etwas anders sieht es in der Gesamtwirtschaft aus. Jedes achte Unternehmen (12 Prozent) hat Papierakten weitgehend digitalisiert, weitere 33 Prozent teilweise. Bei einem Branchenvergleich zeigt sich aber die Öffentliche Verwaltung als besonders fortschrittlich, die in der Studie ebenfalls – aber nicht repräsentativ – betrachtet wurde. Jede fünfte Behörde (20 Prozent) hat demnach ihre Akten weitestgehend digitalisiert, weitere 67 Prozent haben dies teilweise getan. Damit liegt die Öffentliche Verwaltung etwa vor Banken und Finanzdienstleistern (weitgehend digitalisiert: 22 Prozent, teilweise digitalisiert: 36 Prozent) oder der Automobilindustrie (weitgehend digitalisiert: 9  Prozent, teilweise digitalisiert: 40 Prozent). Das Schlusslicht bilden die Unternehmen aus dem Bereich Chemie, Pharma und Lebensmittelindustrie (weitgehend digitalisiert: 7  Prozent, teilweise digitalisiert: 25 Prozent).

 

Wie sieht der Status quo des digitalen Büros in deutschen Organisationen aus? Der Bitkom Digital Office Index 2020 ist jetzt verfügbar. Kostenloser Download www.bitkom.org/doi-2020.Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und IT-Leiter von 1.104 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten in Deutschland sowie die Leiter von 51 Organisationen der Öffentlichen Verwaltung im Mai und Juni 2020 telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft. Autor www.bitkom.org

 

COVID-19 befördert Cybersicherheit in die Chefetage

 

(GFD 11/2020) Cybersicherheit ist in der Chefetage angekommen: 50 Prozent von über 3.000 befragten Unternehmen weltweit geben an, Cybersicherheit und Datenschutz in jeder Geschäftsentscheidung zu berücksichtigen - eine Verdopplung zum Vorjahreswert (25 Prozent). Das ist ein Kernergebnis der aktuellen Studie "Digital Trust Insights 2021" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die Studie hat das Unternehmen Führungskräfte aus Wirtschaft und Technologie weltweit zur Entwicklung von Cybersicherheit - auch unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie - befragt.

 

Resilienz für jedes Szenario

 

Die Verankerung von Cybersicherheit in den Geschäftsprozessen ist dringender denn je. Denn die COVID-19-Pandemie hat die Digitalisierung weltweit beschleunigt und damit auch die Angriffsfläche für Cyberattacken erweitert. Das bestätigen auch die befragten Unternehmen (40 Prozent). Die größten Risikobereiche sehen die Befragten bei Anbietern von IoT- und Cloud-Diensten sowie Social Engineering. Mehr als 60 Prozent halten Angriffe hier zwar für sehr wahrscheinlich, aber nur weniger als die Hälfte erwartet negative Auswirkungen auf das eigene Unternehmen. Stattdessen stufen die Befragten Cyberattacken auf Cloud Services sowie Ransomware- und Disruptionware-Angriffe nicht nur als sehr wahrscheinliche Bedrohungsrisiken ein - mehr als die Hälfte erwartet auch erhebliche negative Auswirkungen. Um auf alle Risikoszenarien vorbereitet zu sein, planen 43 Prozent der Führungskräfte eine Erhöhung ihrer Stresstests, um sicherzustellen, dass ihre kritischen Unternehmensfunktionen im Falle eines störenden Cyber-Vorfalls weiterhin funktionieren. "Die Orchestrierung einzelner Funktionen für Geschäftskontinuität, Wiederherstellung nach einem Notfall und Krisenmanagement wird für die meisten Organisationen zum Schlüsselfaktor für eine höhere Resilienz", so Holger Herbert, Leiter Cyber Security & Privacy bei PwC Deutschland.

 

Cyberstrategie mit neuen Ansätzen

 

Die veränderte Risikolage durch die COVID-19-Pandemie hat die Cyberstrategien nahezu aller weltweit befragten Unternehmen beeinflusst (96 Prozent). Über 50 Prozent der Befragten geben an, dass sie begonnen haben, neue Ansätze zur Cybersicherheit zu implementieren und sogar jede fünfte Organisation erkennt bereits erste Vorteile. Die in Deutschland befragten Führungskräfte sehen besonders den Einsatz Künstlicher Intelligenz zur Cyberabwehr (25 Prozent) sowie die Orchestrierung und Automation von Cybersicherheit (20 Prozent) als vielversprechend an.

 

Mit mehr Budget und Kompetenzen zu digitalem Vertrauen

 

Angetrieben durch die COVID-19-Pandemie verändert die Digitalisierung weite Teile des Unternehmens. Für 38 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland ist dabei die Modernisierung der Organisation mit neuen Fähigkeiten das Hauptziel, gefolgt von der Effizienzsteigerung bestehender Prozesse (22 Prozent) und sogar auch der Veränderung des Kerngeschäfts und Neudefinition der Organisation (20 Prozent).

 

Dass diese Ziele nicht ohne ein hohes Maß an Cybersicherheit erreichbar sind, hat auch die Vorstandsetage erkannt: 59 Prozent der befragten CEOs in Deutschland geben an, dass sie häufiger mit dem Chief Information Security Officer (CISO) in Kontakt treten. Dem CISO wird daher auch eine erweiterte Rolle zuteil: Innovationsförderung, strategisches Denken und Risikobeurteilung zählen in diesen Zeiten zu den Top 3 der am meisten geschätzten Fähigkeiten der CISO.

 

Die steigende Bedeutung von Cybersicherheit zeigt sich zudem bei der Budget- und Ressourcenplanung. Mehr als die Hälfte der weltweit befragten Unternehmen wollen ihre Cyberbudgets erhöhen und ihre Mitarbeiterzahl im Bereich Cybersicherheit aufstocken - und das obwohl die prognostizierten Umsätze der Unternehmen auch für 2021 noch deutlich sinken (69 Prozent Deutschland/ 64 Prozent Global).

 

"Die Neuausrichtung der Cyberstrategie definiert nicht nur die wachsende Rolle der CISO, sondern wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, wie die Organisation Cyberbudgets festlegt, in Sicherheitslösungen investiert, Pläne für die Ausfallsicherheit erstellt und ihre Sicherheitsorganisation verbessert. Sie bestimmt, ob die Geschäftsführung digitales Vertrauen schaffen kann, das ihre Organisationen mit Strategien zum Schutz und zur Wertschöpfung sicher in die Zukunft führt", kommentiert Holger Herbert.

 

Über die Befragung:

 

Die Global Digital Trust Insights 2021 ist eine Umfrage unter 3.249 Führungskräften aus den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Sicherheit (CEOs, Corporate Directors, CFOs, CISOs, CIOs und C-Suite-Verantwortliche), die von Juli bis August 2020 zur Entwicklung und Zukunft von Cybersicherheit befragt wurden. 34 Prozent der befragten Unternehmen sind in Westeuropa ansässig, davon 25 Prozent in Deutschland, gefolgt von Nordamerika (29%), Asien-Pazifik (18%), Lateinamerika (8%), Osteuropa (4%), Naher Osten (3%) und Afrika (3%). Autor: www.pwc.com

 

E-Rechnung statt Papierberge: Was Unternehmen jetzt wissen müssen

 

(GFD 07/2020) Die öffentliche Verwaltung treibt den Abschied vom Papier voran: Ab dem 27. November 2020 wird die elektronische Rechnungsstellung und -übermittlung für alle Unternehmer, die im Auftrag des Bundes tätig werden, Pflicht. Länder und Kommunen müssen bereits seit April elektronische Rechnungen annehmen. Für viele Unternehmen ist diese Umstellung eine Herausforderung, immerhin erstellt derzeit noch ein Drittel Rechnungen überwiegend oder sogar ausschließlich in Papierform (33 Prozent). Der Digitalverband Bitkom hat jetzt eine neue Version des Faktenpapiers „10 Merksätze für elektronische Rechnungen“ veröffentlicht, das kleinen, mittleren und großen Betrieben bei der Umstellung auf die E-Rechnung hilft. Denn diese muss in einem bestimmten strukturierten Format erstellt werden und eine automatische Verarbeitung ermöglichen – es handelt sich also nicht um eine elektronisch versendete Rechnung, die etwa als PDF an eine Mail angehängt wird.

 

„Die E-Rechnung hilft, Papierberge in deutschen Unternehmen und in der Verwaltung abzubauen. Und sie macht die Unternehmen wettbewerbsfähig und zukunftsfest. Eine Rechnung auf Papier oder als PDF ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Nils Britze, Bereichsleiter Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom. „Die Vorteile der E-Rechnung liegen auf der Hand: Die Rechnungsstellung und -verarbeitung werden einfacher und schneller, die Unternehmen sparen Portokosten und Personalressourcen und schonen vor allem die Umwelt, weil weniger Papier verbraucht wird und Transportwege wegfallen.“ Die Einführung der E-Rechnung geht auf eine EU-Richtlinie zurück, die den grenzüberschreitenden Handel des europäischen Binnenmarktes stärken soll. Es ist zu erwarten, dass von der Regelung eine erhebliche Impulswirkung für die gesamte Wirtschaft ausgeht und künftig auch Unternehmen untereinander verstärkt auf die elektronische Rechnung setzen. Britze: „In Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren schon viel getan: Nutzten 2018 noch 19 Prozent der Unternehmen die E-Rechnung, sind es in diesem Jahr bereits 30 Prozent. Es ist wichtig, dass sich jetzt auch alle anderen Unternehmen mit diesem Thema auseinandersetzen.“ Autor: www.bitkom.org

 

Zahlungsmoral von Unternehmen bricht ein

 

Rechnungen werden immer später beglichen

 

(GFD 06/2020) Die Zahlungsmoral von Unternehmen ist angesichts der Corona-Pandemie stark gesunken. Dies zeigen Daten des Informationsdienstleisters CRIFBÜRGEL, der für die Analyse das Zahlungsverhalten von circa 450.000 Unternehmen analysiert hat.

 

Der durchschnittliche Zahlungsverzug steigt auf 34,4 Tage

 

Überfällige Rechnungen werden derzeit in Deutschland mit einem Verzug von rund 34,4 Tagen bezahlt (Stand 02.06.2020). Im Januar 2020 lag der durchschnittliche Zahlungsverzug noch bei 26,4 Tagen.

 

"Ab Mitte April hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen dramatisch verschlechtert. Wir beobachten derzeit vermehrt ein liquiditätsschonendes Verhalten seitens der Firmen", kommentiert CRIFBÜRGEL Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen Zahlen.

 

Deutschlands Unternehmen gewähren ihren Gläubigern im Durchschnitt ein Zahlungsziel von 26 Tagen. Bei Nicht- oder Spätzahlern werden Rechnungen derzeit erst nach durchschnittlich 60 Tagen bezahlt. "Für die Unternehmen bedeutet das Verhalten, dass sie mehr als doppelt so lange auf ihr Geld warten müssen, als ursprünglich einkalkuliert. Damit werden sie unfreiwillig zum Kreditgeber ihrer Kunden", so Schlein.

 

Dieses Verhalten gehe oft zu Lasten der mittelständischen und kleingewerblichen Betriebe, denn Liquiditätsmangel, z.B. ausgelöst durch verspätet oder nicht bezahlte Rechnungen, gilt als eine der häufigsten Insolvenzursachen. Zudem bedeutet eine durch den Kunden oder Auftraggeber nicht oder zu spät gezahlte Rechnung höheren Verwaltungsaufwand und zusätzliche Kosten. Im schlimmsten Fall entwickelt sich ein Teufelskreis, da Unternehmen durch verspätet gezahlte Rechnungen länger als geplant auf eigene Investments verzichten müssen oder Bestellungen nicht bedienen können. Kleine Unternehmen können bei zögerlichem Zahlungsverhalten ihrer Kunden dadurch selbst in die wirtschaftliche Schieflage geraten. Bereits jetzt steht fest, dass angesichts der Corona-Krise nach 10 Jahren Rückgang bei den Firmeninsolvenzen 2020 wieder deutlich mehr Firmen in Deutschland in die Pleite rutschen werden. Unter der Voraussetzung, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft genauso stark sind, wie in der Finanzkrise 2008, rechnet CRIFBÜRGEL in diesem Jahr mit über 29.000 Firmeninsolvenzen

 

Unternehmen in Rheinland-Pfalz mit dem stärksten Zahlungsverzug

 

Beim durchschnittlichen Zahlungsverzug zeigen sich zudem regionale Unterschiede. Am stärksten überziehen Unternehmen in Rheinland-Pfalz die Zahlungsziele - im Schnitt um 56 Tage. Auch in Bremen (durchschnittliche Verspätung 45 Tage) und in Hamburg (43 Tage) zahlen Unternehmen die Rechnungen mit einem starken Verzug. Am besten stellt sich die Situation im Saarland dar. Saarländische Unternehmen zahlen im Durchschnitt mit 25 Tagen Verspätung.

 

Bei den Kultur- Unterhaltungs- und Freizeitbranchen zeigt sich derzeit die schlechteste Zahlungsmoral. Wenn Rechnungen beglichen werden, werden diese derzeit mit 62 Tagen Verspätung bezahlt (Januar 2020: 32 Tage). Aber auch die Zahlungsmoral im Gastgewerbe ist stark eingebrochen. Wurden im Januar Rechnungen im Durchschnitt mit 33 Tagen Verspätung bezahlt, sind es aktuell 59 Tage. Besser sieht es bei den Energieversorgern aus. Während Rechnungen im Januar mit mit 27 Tagen Verspätung gezahlt wurden, sind es aktuell 29 Tage.

 

11,5 Prozent der Unternehmen zahlen Rechnungen nicht oder nur mit Verspätung

 

Unabhängig vom durchschnittlichen Zahlungsverzug zeigt die Analyse von CRIFBÜRGEL, dass in Deutschland derzeit mehr als jedes zehnte Unternehmen (11,5 Prozent) die Rechnungen nicht oder nur mit Verspätung bezahlt. In Berlin ist die Quote der Nicht- und Spätzahler mit 18,9 Prozent am höchsten. Auch in Bremen ist die Quote mit 18,2 Prozent höher als der Bundesdurchschnitt. Am besten ist die Zahlungsmoral derzeit in Thüringen - hier zahlen nur 8,2 Prozent der Unternehmen die Rechnungen nicht oder verspätet.

 

Aus der Analyse der Branchen wird deutlich, dass Unternehmen aus der Logistik aktuell vermehrt von Zahlungsproblemen betroffen sind. Derzeit zahlen 29,3 Prozent der Unternehmen die Rechnungen nicht oder nur verspätet. Aber auch im Gastgewerbe (24,9 Prozent Nicht bzw. Spätzahlerquote) ist die Zahlungsmoral eingebrochen. Autor: www.buergel.de

 

Unternehmen mit starker Mitbestimmung sind rentabler und verfolgen häufiger eine Qualitäts- und Innovationsstrategie

 

(GFD 04/2020) Unternehmen, bei denen die Mitbestimmung durch Arbeitnehmer stärker verankert ist, verfolgen häufiger eine meist innovations- und forschungsorientierte Differenzierungsstrategie als Firmen mit schwacher oder ohne Mitbestimmung. Solche potenziell zukunftsträchtigeren Geschäftsmodelle sind zudem heute unter börsennotierten Unternehmen in Deutschland weiter verbreitet als noch vor gut einem Jahrzehnt, während der Anteil der Unternehmen, die lediglich auf möglichst niedrige Kosten setzen, zurückgegangen ist. Auch Firmen ohne dezidierte Strategie sind deutlich seltener als in den späten 2000er Jahren.

 

Über alle strategischen Ausrichtungen hinweg schneiden Unternehmen mit mehr Mitbestimmung bei wichtigen wirtschaftlichen Kennziffern meist überdurchschnittlich ab: Ihre Gesamtkapitalrentabilität ist im Durchschnitt um rund 65 Prozent höher als bei Unternehmen mit schwacher oder ganz ohne Mitbestimmung. Der operative Gewinn (Ebit-Marge) liegt bei stärker mitbestimmten Unternehmen im Mittel um knapp 11 Prozent höher, der Cashflow pro Aktie ist sogar mehr als dreimal so hoch wie in Firmen mit wenig Mitbestimmung. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie von Forschern der Universität Duisburg-Essen um Univ.-Prof. Dr. Marc Eulerich, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) um Sigurt Vitols, Ph.D. und des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung mit Dr. Sebastian Campagna.

 

 „Mitbestimmung ist nicht nur ein Garant für Standort- und Beschäftigungssicherheit, sondern darüber hinaus auch ein Faktor für wirtschaftliche Stabilität und Prosperität“, schreiben die Forscher. Zusammenhänge, die gerade bei der Bewältigung der aktuellen Corona-Krise eine entscheidende Rolle spielen dürften. Wie eine bereits 2019 veröffentlichte Untersuchung zeigt, haben mitbestimmte Unternehmen schon die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 besser überstanden als Firmen ohne Mitbestimmung.

 

Das Team aus Ökonomen und Soziologen hat für die neue Untersuchung Daten von 172 Unternehmen ausgewertet, die zwischen 2006 und 2017 durchgehend im deutschen Börsenindex Composite DAX (CDAX) gelistet waren und deren Unternehmensstrategie sich für den gesamten Zeitraum identifizieren ließ, so dass insgesamt 2064 „Unternehmensjahre“ bis einschließlich 2017 in die Analyse einflossen.

 

Bei der Abgrenzung der Strategie orientierten sich die Wissenschaftler am Mainstream der betriebswirtschaftlichen Managementlehre: Danach können Unternehmen ganz grundsätzlich auf zwei Wegen versuchen, sich am Markt zu etablieren: Erstens über möglichst geringe Kosten ihrer Produkte (so genannte „Kostenführerschaft“). Zweitens über besondere Produktmerkmale oder Dienstleistungen, die ihren Kunden einen besonderen Nutzen verschaffen, etwa hohe Qualität oder besonders guter Service. Solch eine „Differenzierungsstrategie“ geht meist mit höheren Investitionen in Forschung und Entwicklung einher. Ist sie erfolgreich, können die Unternehmen höhere Preise für ihre Produkte erzielen.

 

Möglich sind auch Mischformen der beiden Strategien. Ob die Verankerung der Mitbestimmung in den untersuchten Unternehmen über- oder unterdurchschnittlich stark ist, bestimmten die Forscher über den am WZB entwickelten Mitbestimmungsindex (MB-ix). Er verzeichnet unter anderem für jedes Unternehmen, wie viele Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und dessen Ausschüssen sitzen, wie stark die formellen Einflussmöglichkeiten des Kontrollorgans sind oder ob es einen europäischen Betriebsrat gibt. Als stark mitbestimmt werden in der Untersuchung Unternehmen bezeichnet, wenn sie im Vergleich zur Gesamtgruppe eine überdurchschnittlich stark verankerte Mitbestimmung haben und als schwach mitbestimmt, wenn sie unterdurchschnittlich ist.

 

Häufiger Qualitäts- statt Kostenstrategie

 

Die Analyse der Forscher zeigt deutliche Zusammenhänge zwischen Stärke der Mitbestimmung und Unternehmensstrategie. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen auf Kostenführerschaft setzt, liegt in Unternehmen ohne Mitbestimmung bei 27 Prozent, während es bei starker Mitsprache der Arbeitnehmer nur 10 Prozent sind. Dagegen wählen stark mitbestimmte Unternehmen doppelt so häufig eine dezidierte Differenzierungsstrategie (25 Prozent gegenüber 12 Prozent). Zudem verfolgen sie etwas häufiger eine Mischstrategie. Dass keine dominante Strategie vorliegt, kommt bei Unternehmen ohne Mitbestimmung etwas häufiger vor.

 

„Es liegt auf der Hand, dass Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter Diversifizierungsstrategien favorisieren und diese durch ihre Einflussmöglichkeiten über die Mitbestimmung unterstützen“, schreiben die Wissenschaftler. „Denn im Gegensatz zur Kostenführerstrategie wird bei den Differenzierern auf hohe Technologieintensität gesetzt, auf Innovationen, was aber nur mit gut ausgebildeten und damit in der Regel höher entlohnten Beschäftigten erreicht werden kann.“ Insbesondere in Zeiten von Digitalisierung und demografischem Wandel verspreche diese Orientierung tendenziell mehr Zukunftschancen, betonen Management-Professor Eulerich und seine Forscherkollegen.

 

Darauf weise auch die zahlenmäßige Entwicklung der Strategietypen im untersuchten Zeitraum hin: Zwischen 2006 und 2017 nahm die Zahl der „Differenzierer“ zu: von 16 auf 26 Prozent aller Unternehmen im Sample. Größer wurde auch der Anteil der Firmen mit Mischstrategie (Zunahme von knapp 24 auf 33 Prozent). Dagegen waren 2017 deutlich weniger Unternehmen auf reine Kostenführerschaft aus als 11 Jahre zuvor (Rückgang von knapp 24 auf 15 Prozent) oder verfolgten keine dominante Strategie (36 auf knapp 26 Prozent).

 

Stark mitbestimmte Unternehmen zeigen bessere wirtschaftliche Performance

 

Anhand von drei wichtigen betriebswirtschaftlichen Größen messen die Forscher den wirtschaftlichen Unternehmenserfolg: der Gesamtkapitalrentabilität (Return on Assets, ROA), der EBIT-Marge und dem Cashflow pro Aktie. Unternehmen mit mehr Mitbestimmung schneiden fast immer besser ab.

 

Im Durchschnitt aller 172 untersuchten Unternehmen beträgt der ROA in Unternehmen mit starker Mitbestimmung 4,58 Prozent, während es bei schwach mitbestimmten 2,76 Prozent sind. Die Differenz zwischen beiden Gruppen beträgt also rund 65 Prozent. Noch größer ist der Vorsprung beim Cashflow: Bei starker Mitbestimmung liegt er im Durchschnitt bei 4,95 Euro pro Aktie – das ist gut dreimal so hoch wie in Unternehmen mit schwacher Mitbestimmung (1,39 Euro). Als EBIT-Marge ermitteln die Forscher im Durchschnitt der stark mitbestimmten Firmen 7,77 Prozent. Bei geringer Mitbestimmung sind es 7,01 Prozent (Unterschied: 11 Prozent).

 

Differenziert man zusätzlich nach Strategietypen, sind die Abstände bei Unternehmen mit Differenzierungsstrategie am größten: Hier schneiden die stärker mitbestimmten Unternehmen in allen drei betriebswirtschaftlichen Größen statistisch signifikant besser ab, der Vorsprung beim ROA beträgt sogar fast neun Prozentpunkte.

 

Bei Firmen mit Kostenführer-Strategie und in der Gruppe ohne dominante Strategie ist der Cashflow pro Aktie mit starker Mitbestimmung signifikant höher, bei den beiden anderen Größen ergibt sich kein statistisch signifikanter Unterschied. Auch bei Unternehmen, die eine Mischstrategie verfolgen, fällt der Cashflow deutlich stärker aus (5,55 Euro pro Aktie gegenüber 2,04 Euro bei schwacher Mitbestimmung). Bei der EBIT-Marge ergibt sich kein signifikanter Unterschied. Einzig beim ROA der „Mischstrategen” zeigt sich ein Ausreißer aus dem allgemeinen Trend der Ergebnisse: Während er bei den stark mitbestimmten Unternehmen 5,24 Prozent beträgt, sind es bei schwach mitbestimmten 7,19 Prozent.

 

Die Mitbestimmung der Beschäftigten kann „eine wesentliche Bedingung für gute Corporate Governance“ sein, schlussfolgern die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen. „Das Ringen um adäquate Unternehmensstrategien ist mit Mitbestimmung wirtschaftlich erfolgversprechend. Daher gehören Diskussionen über strategische Themen, die Antworten auf die großen Herausforderungen der heutigen Zeit geben sollen, in den mitbestimmten Aufsichtsrat.”

 

Die Ergebnisse der neuen Studie bestätigen und ergänzen Befunde anderer aktueller Untersuchungen: Eine Studie des Jacques Delors Centre der Hertie-School of Governance hat kürzlich ergeben, dass im Aufsichtsrat paritätisch mitbestimmte Unternehmen deutlich stärker investieren. Und in der Wirtschaftskrise 2008/2009 sowie in den Jahren danach schnitten mitbestimmte Unternehmen wirtschaftlich signifikant besser ab, wie Ökonomen der Universitäten Göttingen und Marburg im vergangenen Jahr herausgearbeitet haben.

Autor: Hans-Böckler-Stiftung, www.boeckler.de

 

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