16 Prozent plus: Kleine und mittlere Unternehmen trotzen auch der nächsten Krise

 

(GFD 10/2023) Auch in Krisenzeiten zeigt sich der deutsche Mittelstand in seiner Gesamtheit robust. Das belegt das KfW-Mittelstandspanel 2023. Sowohl Umsätze als auch Investitionen der 3,8 Mio. kleinen und mittleren Unternehmen hierzulande legten der repräsentativen Befragung von KfW Research zufolge im zurückliegenden Jahr 2022 zu, in moderatem Umfang auch die Beschäftigung. Die durchschnittliche Eigenkapitalausstattung der Unternehmen bleibt stabil und ihre Schuldentragfähigkeit ist weiter gegeben. Die Umsatzrendite im Mittelstand fiel zuletzt allerdings auf den niedrigsten Stand seit 2015. Vor allem die kleinen Unternehmen blieben offenbar häufig auf den gestiegenen Kosten sitzen.

 

"Seit dem Jahr 2020 wird die Resilienz des deutschen Mittelstands durch sich überlappende Krisen auf eine harte Probe gestellt. Doch auch 2022 sind allen Belastungsfaktoren wie Krieg in der Ukraine, Energiekrise und steigenden Preisen zum Trotz die Blessuren bei den kleinen und mittleren Unternehmen überschaubar geblieben", sagt die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib. "Im laufenden Jahr sorgt der konjunkturelle Gegenwind jedoch für erhöhte Anspannung. Die Unternehmen blicken aktuell eher mit Skepsis auf ihre Geschäftsaussichten. Und obwohl der Kreditkanal weiter funktioniert, nehmen die Schwierigkeiten bei Kreditverhandlungen zu."

 

2022 sind die Umsätze der mittelständischen Unternehmen nominal um gut 16 % (+742 Mrd. EUR) auf 5.322 Mrd. EUR gestiegen. Das Umsatzwachstum war dabei mehr als ausschließlich inflationsgetrieben - auch real steht ein gutes Umsatzplus von 10 % zu Buche. Bei einer Reihe von Unternehmen überstiegen die Kostenerhöhungen für Material, Löhne und Energie das erzielte Umsatzplus dennoch. Die Umsatzrendite sank von 7,4 auf 7,0 %. Insbesondere die Profitabilität der Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten ging deutlich zurück (von 13,8 auf 11,8 %). Diese Unternehmen weisen in der Folge aktuell auch deutlich häufiger Liquiditätsprobleme auf. Die gesunkenen Renditen erschweren es, ihre bereits in der Corona-Krise strapazierten Liquiditätsreserven wieder aufzupolstern. In der Breite des Mittelstands ist die Liquiditätslage allerdings komfortabel: Im Frühjahr 2023 gaben fast sechs von zehn Mittelständlern an, dass ihre Liquiditätssituation sehr gut oder gut sei. Weitere 30 % bewerteten sie als immerhin ausreichend.

 

Befürchtungen einer krisenbedingten Anpassung von Investitionen im Mittelstand blieben unbegründet: Corona-Nachholeffekte im ersten Halbjahr 2022, Vorzieheffekte aufgrund der sich eintrübenden Finanzierungsbedingungen und steigenden Investitionsgüterpreisen sowie auch Anpassungsmaßnahmen, um den Anstieg der Energiekosten abzufedern, haben der Investitionstätigkeit der Mittelständler einen Schub verliehen. Die Neuinvestitionen des Mittelstands nahmen um 15 % nominal zu auf 211 Mrd. EUR. Aber auch nach Berücksichtigung des gestiegenen Preisniveaus steht trotz der Herausforderungen im vergangenen Jahr immer noch ein Plus von rund 4 % zu Buche (auf 190 Mrd. EUR). Mehr noch: Kleine und mittlere Unternehmen haben die Investitionstätigkeit prozentual stärker ausgeweitet als der gesamte Unternehmenssektor in Deutschland (10 % nominal).

 

Neben dem Investitionsvolumen ist auch die Zahl der Investoren gestiegen: 43 % bzw. 1,63 Millionen kleine und mittlere Unternehmen haben investiert (+5 Prozentpunkte bzw. +183.000 Unternehmen). Dabei besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Größe der Unternehmen und der Investitionstätigkeit: Fast neun von zehn großen Mittelständlern mit mehr als 50 Beschäftigten investierten im vergangenen Jahr, im Durchschnitt mehr als 1 Million EUR. Bei Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten war nur etwas mehr als jedes dritte Unternehmen investiv aktiv, im Durchschnitt mit knapp 60.000 EUR.

 

"Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds hat der Mittelstand seine Investitionstätigkeit im vergangenen Jahr merklich ausgeweitet und sich als Stütze des gesamten Wirtschaftsgeschehens gezeigt. Mehr als vier von zehn investierten Euro kamen im Jahr 2022 von einem kleinen oder mittleren Unternehmen", resümiert KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib. "Auch die Investitionstätigkeit im mittelständischen Verarbeitenden Gewerbe entwickelte sich besser als von vielen erwartet."

 

Auf das laufende Jahr blickt der Mittelstand aber mit Skepsis, die Firmen spüren den konjunkturellen Gegenwind deutlich: Die Stimmung hat sich seit Jahresbeginn verschlechtert. Die schwachen gesamtwirtschaftlichen Wachstumsaussichten spiegeln sich auch in den Erwartungen zur diesjährigen Umsatzentwicklung wider: Fast ein Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen geht für 2023 von einem Umsatzrückgang aus, im Durchschnitt von 24 %. Auch bei der mittelständischen Investitionstätigkeit zeichnet sich eine Eintrübung ab: 37 % aller der befragten Unternehmen gaben im Herbst dieses Jahres an, die zu Jahresbeginn angedachten Investitionen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben oder in geringerem Umfang umgesetzt zu haben. 13% haben ihre Investitionspläne aufgegeben.

 

Weitere wichtige Ergebnisse des KfW-Mittelstandspanels im Überblick:

 

Der Mittelstand hat 2022 erneut Arbeitsplätze geschaffen, der Zuwachs von 20.000 Beschäftigten fiel allerdings moderat aus. Der Löwenanteil des gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungszuwachses entfiel auf Großunternehmen und öffentliche Arbeitgeber. Im laufenden Jahr könnte sich ein ähnliches Muster zeigen: 2023 ist gesamtwirtschaftlich mit einem Erwerbstätigenplus zu rechnen, wobei sich für den Mittelstand gegenwärtig eher sinkende Beschäftigungserwartungen abzeichnen.

 

Die Kapitalstruktur der kleinen und mittleren Unternehmen zeigt sich robust. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote sinkt nur um 0,2 Prozentpunkte auf 31,2 %. Für den Mittelstand insgesamt sind erneut strukturelle Verbesserungen bei der Kapitalstruktur ersichtlich - der Anteil der Mittelständler mit vergleichsweise hoher Eigenkapitalquote von mindestens 30% steigt um fast einen Prozentpunkt auf knapp 51 %. Der Anteil von Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent ist gleichzeitig deutlich auf 25 % zurückgegangen.

 

Im Jahr der Zinswende erlebte die Kreditfinanzierung im Mittelstand noch ein Boomjahr. Um ihre Investitionen (teilweise) zu finanzieren, haben 763.000 Unternehmen Bankkredite genutzt - so viele wie seit fast fünfzehn Jahren nicht mehr. Dabei profitierten die Unternehmen noch weitgehend von einem guten Kreditzugang: Die Kreditablehnungsquote sank 2022 auf ihr Allzeittief von 9 %. Für das Jahr 2023 ist allerdings eine Trendwende absehbar. Obgleich der Kreditkanal weiterhin funktionsfähig ist, der Zugang zur Kreditfinanzierung ist merklich schwieriger geworden, vor allem das hohe Zinsniveau macht den mittelständischen Unternehmen zu schaffen.

 

Trotz hoher Fremdkapitalaufnahme 2022 ist die Schuldentragfähigkeit im Mittelstand noch immer gegeben. Der Anteil von Unternehmen mit einer kritischen Schuldentragfähigkeit ("Zombieunternehmen") lag im Jahr 2022 bei sehr niedrigen 3 %.

 

Das aktuelle KfW-Mittelstandspanel von KfW Research finden Sie unter www.kfw.de/mittelstandspanel. Autor: www.kfw.de

 

Umfrage: Bürokratie und Energiekosten schwächen den Standort Deutschland

 

(GFD 09/2023) Die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland löst laut einer aktuellen Umfrage des internationalen Kreditversicherers Atradius bei Unternehmen keine Begeisterungsstürme aus. Energiekosten und Bürokratie werden als die größten Schwächen des Standortes ausgemacht. Für die meisten Unternehmen ist das aber dennoch kein Grund, gleich über eine Abwanderung nachzudenken.

 

Die Atradius-Umfrage, an der mehr als 400 Unternehmen teilnahmen, ergab, dass die durchschnittliche Zustimmung zu der Aussage "Deutschland ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort" bei den Unternehmen in Deutschland sehr zurückhaltend ausfällt. Auf einer Skala von eins bis zehn für niedrige bis hohe Zustimmung liegt der Durchschnittswert der Befragten bei vorsichtigen sechs positiven Punkten, also nicht weit über der unentschlossenen Mitte. Einen großen Anteil unter den Befragten bildeten kleine und mittlere Unternehmen.

 

Die Unternehmen benennen in der Umfrage zwei zentrale Probleme des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Die Liste der Schwächen führen Bürokratie und Energiekosten fast gleichwertig mit einer Zustimmung von 83 Prozent der Befragten an. 75 Prozent benennen die steuerliche Situation als großen Nachteil, gefolgt von knapp 67 Prozent, die die Fachkräftesituation am Arbeitsmarkt und 52 Prozent, die die Lohnkosten als zentrale Schwächen für die deutsche Wirtschaft sehen.

 

Parallel zu den Schwächen erkennen die Unternehmen jedoch auch die Stärken an. Platz eins der abgefragten möglichen Stärken des Standortes belegt hier der Zugang zu Märkten und Handelspartnern mit über 70 Prozent Zustimmung. 60 Prozent der befragten Unternehmen loben die politische Stabilität und knapp 59 Prozent das Gesundheitssystem. Auch die Infrastruktur des Landes wird bei mehr als der Hälfte (55 Prozent) der Unternehmen als Stärke benannt.

 

Jedes fünfte Unternehmen möchte gerade nicht in Deutschland investieren

 

Befragt nach der aktuellen wirtschaftlichen Situation ihres eigenen Unternehmens, schätzt knapp die Hälfte der Befragten die Lage als sehr gut bis gut ein. 32 Prozent geben an, ihre wirtschaftliche Situation sei noch im mittleren Bereich. Die Investitionsbereitschaft ist bei sechs Prozent der Befragten sehr positiv, bei 33 Prozent positiv und bei 35 Prozent der Befragten noch moderat. Etwa jedes fünfte Unternehmen zeigt jedoch nur noch geringe bis sehr geringe Bereitschaft, Investitionen innerhalb des deutschen Marktes zu tätigen.

 

"Die finanzielle Stabilität der deutschen Unternehmen ist stark beeinträchtig von zahlreichen Unsicherheiten im Markt. Dass insbesondere die Unsicherheit beim Thema Energiekosten die Unternehmen umtreibt, beobachten wir über alle Branchen hinweg.", stellt Thomas Langen, Senior Regional Director, Deutschland, Mittel- und Osteuropa bei Atradius, fest. Die Umfrage zeigt, dass Unternehmen hier insbesondere auch ihre eigene Schnelligkeit und Modernität auf den Prüfstand stellen: Die Digitalisierung steht bei knapp der Hälfte der Unternehmen als Investitionsprojekt auf dem Plan.

 

Trotz der aktuellen Herausforderungen und Schwächen des Standortes kommt für eine klare Mehrheit der Befragten (79 Prozent) dennoch keine Verlagerung ihrer Geschäfte ins Ausland infrage. 15 Prozent könnten sich dies unter Umständen vorstellen und nur sechs Prozent können sich schon jetzt vorstellen, ihren Standort zu verlagern.

 

"So schlimm, dass die Unternehmen über Abwanderung nachdenken, ist es zwar noch nicht, aber die Situation der deutschen Unternehmen trübt sich spürbar ein. Das wiederum wirkt sich auf die Liquiditätssituation aus und erhöht das Risiko von Zahlungsausfällen. Die Umfrageergebnisse lassen erwarten, dass in den kommenden Monaten keine kurzfristige Verbesserung der Lage eintreten wird", sagt Thomas Langen. Autor: www.atradius.com

 

Mittelstand im Krisen-Dreiklang: Energiekosten, Inflation und Fachkräftemangel

 

(GFD 05/2023) 2023 drückt die Wirtschaftskrise die Stimmung von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland noch stärker als im Vorjahr. Damit ist sie nun unter den sich überlagernden Krisen die stärkste Bedrohung, nachdem sie 2022 noch auf niedrigerem Niveau gleichauf mit der Kriegsangst lag. Die Kriegsangst ist immer noch auf hohem Niveau, sinkt aber deutlich und teilt sich den Platz nun mit Cyberattacken als zweitstärkste Bedrohung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des B2B-Plattformbetreibers Visable. Auch die Erwartung für die Zukunft bleibt negativ. Mehr Entscheider in KMU rechnen damit, dass Krisen noch viel häufiger auftreten werden. Aber es gibt auch einen Lichtblick: Deutlich weniger KMU melden Umsatzeinbußen, mehr als jedes zehnte verzeichnet sogar ein Plus.

 

30 Prozent der Befragten sehen durch die Wirtschaftskrise die Geschäftstätigkeit ihres Unternehmens gefährdet, fünf Prozent mehr als noch 2022. Ein Dreiklang aus steigenden Energiekosten (38 Prozent), Fach- und Arbeitskräftemangel (35 Prozent) sowie Inflation (34 Prozent) belastet die Unternehmen aktuell am stärksten. Energiekosten nehmen damit zum zweiten Mal hintereinander Platz eins bei den konkreten Problemfeldern ein. Die Belastung durch Fach- und Arbeitskräftemangel sowie durch die Inflation wächst klar im Jahresvergleich, während steigende Rohstoffpreise und Lieferkettenprobleme die Wirtschaft deutlich weniger drücken als noch vor einem Jahr. Entgegen der von Bundeskanzler Olaf Scholz proklamierten "neuen Deutschland-Geschwindigkeit" beklagen Unternehmen eine Zunahme der Belastung durch Überregulierung und Bürokratie (23 Prozent, zwei Punkte mehr als 2022). Planungsunsicherheiten und Nachfrageeinbruch wurden in diesem Jahr erstmals abgefragt und werden jeweils direkt von über einem Fünftel als konkretes Problemfeld wahrgenommen.

 

Mit Energiesparen durch die Krise

 

Die genannten Krisenszenarien wirken sich weiterhin konkret auf die Geschäftszahlen aus. 46 Prozent der Unternehmen sind von Umsatzeinbußen betroffen. Immerhin: Vergangenes Jahr waren es noch über die Hälfte und 12 Prozent der befragten Entscheider geben nun an, dass die Umsätze ihres Unternehmens seit Anfang 2022 sogar gestiegen sind. Sind das Anzeichen einer gestiegenen Resilienz? Vermutlich ja, denn immer mehr KMU treffen Vorsorgemaßnahmen. Energiesparen lautet dabei die Devise. Aus dem Stand führen entsprechende Anstrengungen mit 31 Prozent den breiten Maßnahmenkatalog an. Der betriebliche Notfallplan (15 Prozent), letztjähriger Spitzenreiter, büßt fünf Punkte und damit vier Plätze ein. Dagegen rüsten sich Unternehmen mit leicht gestiegenen Investitionen in die IT-Kompetenz (18 Prozent, ein Plus von zwei Punkten) und erhöhten Rückstellungen (16 Prozent, unverändert) weiterhin mit am häufigsten gegen kommende Krisen. Peter F. Schmid, CEO von Visable, ist angesichts der vielseitigen Initiativen vorsichtig optimistisch: "Die Lage bleibt ernst, aber die kleinen und mittelständischen Unternehmen nehmen die enormen Herausforderungen aktiv an und stemmen sich diesen entgegen. Um weiter durchzuhalten und gestärkt aus der Krise zu kommen, brauchen sie verbesserte Rahmenbedingungen. Hier ist die Politik gefragt."

 

Energie, Bürokratie, Digitalisierung: Neue und bekannte KMU-Forderungen an die Politik

 

Beim Thema Energie drückt der Schuh. Nicht nur wegen der Kosten, auch die Verunsicherung über die zukünftige Versorgung ist groß. Obwohl das Schreckensszenario eines Winters ohne Gas und Strom abgewendet werden konnte, schiebt sich die Forderung nach einer besseren Sicherung der Energieversorgung (34 Prozent) zwischen die beiden betriebswirtschaftlichen "Klassiker" Bürokratieabbau (35 Prozent, ein Minus von drei Punkten) und Steuersenkungen (32 Prozent, vier Punkte weniger als 2022). In diesem Zusammenhang fällt der stark gesunkene Wunsch nach einer stärkeren europäischen Zusammenarbeit auf. Erst Ende letzten Jahres legten die EU-Staaten ihren Streit über den Zankapfel Gaspreisdeckel bei, seit 15. Februar gilt nun der sogenannte Marktkorrekturmechanismus. Kam der Beschluss zu spät und erweist sich der Mechanismus als zahnlos? Jedenfalls wurde Vertrauen verspielt: Die Forderung nach einer stärkeren Zusammenarbeit auf europäischer Ebene sinkt um zehn Punkte auf 18 Prozent. Dagegen bleibt der Bedarf nach einer besseren digitalen Infrastruktur hoch (28 Prozent). Merklich gesunken ist die Bedeutung der Forderung nach schärferen Maßnahmen gegen den Klimawandel und Investitionen in Umweltschutz. Sie liegt nur noch auf Platz fünf auf der Liste der gewünschten politischen Maßnahmen.

 

Internationaler Vergleich: Frankreich fällt aus dem Rahmen

 

Die hohe Inflation und die steigenden Energiekosten treiben auch die europäischen Nachbarn um. Parallele Befragungen über YouGov zeigen, dass diese beiden Problemfelder den Betriebserfolg in Frankreich, Österreich und der Schweiz am meisten gefährden und mit Maßnahmen zur Energieeinsparung jeweils am häufigsten entgegengewirkt wird. Während in Deutschland (35 Prozent) und Österreich (38 Prozent) die Sorge über Fach- und Arbeitskräftemangel stark gewachsen ist, sinkt sie in der Schweiz und Frankreich merklich. Aufgrund seiner Familienpolitik kommt Frankreich verzögert ins unruhige Fahrwasser des demografischen Wandels. Die heftigen Proteste gegen ein höheres Renteneintrittsalter zeugen von den akuten innenpolitischen Verwerfungen. Unter den drei EU-Ländern in der Umfrage tanzt Frankreich aber auch an anderer Stelle auffällig aus der Reihe. Energiekosten und Inflation belasten die Unternehmen dort signifikant weniger als in Deutschland und Österreich. Ein schon seit Herbst 2021 eingefrorener Gas- und ein frühzeitig gedeckelter Strompreis sowie ein Tankrabatt kosteten den französischen Staat zwar viel Geld, hielten aber die Inflation geringer und wirken sich auf den Erfolg der Unternehmen aus: 15 Prozent der befragten französischen Unternehmen konnten trotz Krisen ihre Umsätze letztes Jahr steigern, mehr als in jedem der anderen Länder inklusive der Schweiz. Dennoch äußern französische Entscheider mit 73 Prozent weiterhin am häufigsten eine pessimistische Krisenerwartung. Deutlich optimistischer schauen dagegen mittlerweile die eidgenössischen Unternehmer in die Zukunft: Nur noch 66 Prozent erwarten ein häufigeres Auftreten von Krisen, vergangenes Jahr noch 71.

 

Für Deutschland liegt der Schlüssel in der Digitalisierung

 

Wie der Vergleich mit Frankreich, Österreich und der Schweiz zeigt, war und ist die digitale Infrastruktur eine annähernd exklusiv deutsche Baustelle. Zwar sehen auch die Franzosen und Schweizer gestiegenen Verbesserungsbedarf. Die Bedrohung durch fehlende Digitalisierung und eine entsprechende Forderung an die Politik sind hierzulande aber nach wie vor mit Abstand am höchsten. "Deutschland muss hier zügig in die Spur kommen", appelliert Schmid, "um gerade auch im immer härter werdenden Wettbewerb um Fach- und Arbeitskräfte wieder Anschluss zu finden und der wachsenden Bedrohung durch Cyberattacken zu begegnen. Als Betreiber der beiden europaweit führenden Online-B2B-Plattformen wlw und europages sind wir uns seit jeher besonders der herausragenden Bedeutung der Digitalisierung für eine krisenfeste Zukunft des deutschen Mittelstands bewusst." Autor: visable.com

 

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juni 2023

 

(GFD 06/2023) Nach zwei Quartalen in Folge mit negativem Wachstum im Winterhalbjahr 2022/23 deuten aktuelle Konjunkturindikatoren einen verhaltenen Start in das zweite Quartal an. Nach gängiger Definition befand sich die deutsche Wirtschaft demnach in einer „technischen Rezession“. Die Belastungen aus den Energiepreissteigerungen, der weltwirtschaftlichen Schwäche und den ungünstigeren Finanzierungsbedingungen wirken noch nach und verzögern die erwartete konjunkturelle Erholung.

Die konjunkturelle Grunddynamik in der Industrie hat sich abgeschwächt. Die Industrieproduktion blieb im April nahezu unverändert, nachdem sie im März mit -2,0 Prozent deutlich gefallen war. Die Auftragseingänge sanken im April leicht (-0,4 Prozent), nachdem es im Vormonat zu einem starken Einbruch gekommen war (-10,9 Prozent).

Nachdem sich die Umsätze im Einzelhandel (ohne Kfz) im März spürbar verringert hatten, kam es im April zu einer gewissen Erholung. Die Stimmung unter den Verbrauchern hellte sich weiter auf, aber die Verbesserung fiel nur noch gering aus. Insgesamt lag das Konsumklima immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau, weil die hohe Inflation weiterhin belastet.

Der Auftrieb der Verbraucherpreise hat sich im Mai weiter abgeschwächt, die Inflationsrate lag bei 6,1 Prozent. Auch die Rate der Kerninflation ging leicht auf 5,4 Prozent zurück. Im weiteren Jahresverlauf ist mit Basiseffekten infolge der Entlastungsmaßnahmen vor einem Jahr zur Dämpfung der Preiserhöhungen zu rechnen, die temporär den Preisauftrieb wieder verstärken dürften.

Am Arbeitsmarkt hat die konjunkturelle Abschwächung im zurückliegenden Winterhalbjahr zu einer nachlassenden Dynamik geführt. Die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte sich weiter leicht.

Perspektivisch sprechen die rückläufigen Preise auf den globalen Energiemärkten, die weiter nachlassende Inflationsdynamik, die höheren Lohnabschlüsse und die erwartete weltwirtschaftliche Belebung für eine moderate konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf.

 

VERHALTENER START IN DAS ZWEITE QUARTAL

 

Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Frühsommer weiterhin in schwierigem Fahrwasser. Zwar legte die reale Wertschöpfung im ersten Quartal um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu; nach der detaillierten Meldung des Statistischen Bundesamtes vom 25.05. lag das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt aber um 0,3 Prozent unter dem Vorquartalsniveau. Mit dem vorherigen Rückgang im vierten Quartal 2022 ist damit die Definition einer „technischen“ Rezession erfüllt. Ursächlich hierfür waren neben dem erneut rückläufigen realen privaten Konsum (-1,2 Prozent) und dem Staatskonsum (-4,9 Prozent) auch Sonderentwicklungen infolge der umfangreichen staatlichen Stabilisierungs- und Unterstützungsmaßnahmen, die rechnerisch das BIP-Wachstum gedämpft haben. Eine „ökonomische“ Rezession im Sinne eines länger anhaltenden, tiefen Einbruchs der Wirtschaftsleistung bei unterausgelasteten Kapazitäten, sinkenden Investitionen, einem Rückgang der Beschäftigung und steigender Arbeitslosigkeit ist allerdings derzeit nicht zu erkennen. Vielmehr lag die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe im ersten Quartal nach Angaben des ifo Instituts über dem langjährigen Mittelwert, die Beschäftigung nahm im Vorquartalsvergleich um +0,3 Prozent zu und die Investitionstätigkeit stieg preis-, saison- und kalenderbereinigt mit +3,0 Prozent kräftig.

 

Gleichwohl deuten aktuelle Konjunkturindikatoren noch nicht auf eine spürbare Belebung im zweiten Quartal hin: Die Auftragseingänge verringerten sich im April nach dem Einbruch im März erneut, wobei zuletzt auch Großaufträge die monatliche Entwicklung bestimmten. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe legte im April leicht zu, im Baugewerbe sogar recht deutlich. Insgesamt aber konnte der deutliche Rückgang vom Vormonat nicht ausgeglichen werden. Auch Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex deuten zuletzt auf eine weniger positive Lageeinschätzung und Perspektive in der Wirtschaft hin. Die erwartete konjunkturelle Erholung in Deutschland scheint sich damit weiter zu verzögern.

 

Dennoch ist vor dem Hintergrund der rückläufigen Preise auf den globalen Energiemärkten, einer weiter nachlassenden Inflationsdynamik, höheren Lohnabschlüssen und einer erwarteten weltwirtschaftlichen Belebung von einer moderaten konjunkturellen Erholung der deutschen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf auszugehen.

 

WELTHANDEL TRITT NOCH AUF DER STELLE

 

Während die weltweite Industrieproduktion im Berichtsmonat März im Vergleich zum Vormonat stagnierte (-0,1 Prozent), nahm der Welthandel zuletzt wieder etwas zu (+1,5 Prozent). Die globalen Containerumschläge (RWI/ISL-Containerumschlagindex) signalisieren im Berichtsmonat April saisonbereinigt eine moderate Belebung des Welthandels, vor allem aufgrund der deutlichen Ausweitung des Umschlags in den chinesischen Häfen. Auch in Europa deutet sich eine Stabilisierung an. Der Nordrange-Index ist gegenüber März 2023 auf 96,4 Punkte gestiegen, die Trendkomponente weist aber immer noch abwärts. Laut den Schiffbewegungsdaten des Kiel-Trade-Indikator dürfte sich der globale Handel im Mai seitwärts bewegen.

 

Die OECD erwartet in ihrer aktuellen Prognose vom Juni 2023 eine verhaltene Erholung der weltwirtschaftlichen Aktivität. Die Weltwirtschaft dürfte demnach in diesem Jahr um 2,7 Prozent und im kommenden Jahr um 2,9 Prozent wachsen. Während die wirtschaftliche Aktivität im Euroraum (+ 0,9 Prozent) und in den USA (+ 1,6 Prozent) nur schleppend zulegen dürfte, erwartet die OECD deutlichere Impulse für die Weltwirtschaft von den Schwellenländern (insb. China: +5,4 Prozent, Indien: +6,0 Prozent).

 

VERHALTENE IMPULSE VOM AUßENHANDEL

 

Die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen haben nach dem deutlichen Rückgang im März (-4,4 Prozent) im April mit +0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat wieder etwas zugenommen. Dennoch lagen sie beim Start in das zweite Quartal um 1,3 Prozent unter dem Durchschnitt des Vorquartals. Während die Lieferungen in große Schwellenländer (Brasilien, Mexiko, Indien) nach ersten Schätzungen zuletzt zurückgingen, nahmen die Exporte in die EU wieder zu. Die nominalen Einfuhren von Waren und Dienstleistungen waren im April sowohl gegenüber März 2023 (-0,6 Prozent) als auch gegenüber dem Durchschnitt des ersten Quartals (-2,0 Prozent) weiter rückläufig. Die Wareneinfuhren aus Russland reduzierten sich noch einmal um 8,8 Prozent. Binnen Jahresfrist liegt der Rückgang nunmehr bei fast 90 Prozent.

 

Im Zuge der gegenläufigen Entwicklung der Aus- und Einfuhren nahm der monatliche Handelsbilanzüberschuss zuletzt wieder von 12,1 Mrd. € im März auf 14,2 Mrd. € im April zu.

 

Die Entwicklung der Außenhandelspreise folgt weiterhin den rückläufigen Energie- und Rohstoffpreisen sowie der Entspannung bei den Lieferketten- und Materialengpässen. Die Terms of Trade verbesserten sich im April erneut um 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, da sich die Einfuhren stärker verbilligten (-1,7 Prozent) als die Ausfuhren (-0,4 Prozent). In realer Betrachtung dürfte der Anstieg der Exporte im April also etwas stärker ausgefallen sein, die Importe dürften real ebenfalls leicht gestiegen sein.

 

Die Frühindikatoren geben aktuell verhalten positive Signale für den Außenhandel. Der Stimmungsindikator von S&P Global liegt seit Februar über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und hat im Mai einen Wert von 54,4 erreicht. Impulse kamen dabei allerdings nur aus dem Dienstleistungsbereich. Die Stimmung in der Industrie hat sich zuletzt nicht verbessert, der Index verharrt seit März bei 49,6 Punkten. Stützend dürfte auch die Entspannung bei den Lieferketten wirken. Im April berichteten nur noch 35,3 Prozent der vom ifo Institut befragten Industrieunternehmen von Materialengpässen, nach 39,2 Prozent im März.

 

Dagegen gingen die Auftragseingänge aus dem Ausland im Vormonatsvergleich nach dem Einbruch im März (-13,1 Prozent) im April noch einmal um 1,8 Prozent zurück. Sowohl die Bestellungen aus dem Euroraum (-2,7 Prozent) als auch aus dem Nicht-Euroraum (-1,1 Prozent) verringerten sich. Auch im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich lagen die Auftragseingänge aus dem Ausland im Minus (-2,3 Prozent).

 

Die ifo Exporterwartungen haben sich im Mai mit einem Saldo von +1,8 Punkten wieder etwas eingetrübt, nachdem sie zuvor zwei Monate in Folge gestiegen waren. Sofern die Exporterwartungen im Juni nicht weiter zurückgehen, weist der Trend aber immer noch auf einen verhaltenen Anstieg der Ausfuhren im zweiten Quartal hin. Die Schiffbewegungsdaten des Kiel-Trade-Indikator deuten für die (realen) deutschen Exporte eine moderate Zunahme im Mai gegenüber dem Vormonat an.

 

PRODUKTION STABILISERT SICH NACH DÄMPFER

 

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im April gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen, nachdem sie im März deutlich gefallen war (aufwärtsrevidiert von -3,4 Prozent auf -2,1 Prozent). Der Ausstoß in der Industrie blieb im April nahezu unverändert (+0,1 Prozent), im Baugewerbe kam es zu einem Plus von 2,0 Prozent. Der Bereich Energie meldete einen Rückgang um 1,5 Prozent.

 

In den Wirtschaftszweigen der Industrie verlief die Entwicklung differenziert: Die Hersteller von pharmazeutischen Erzeugnissen steigerten ihre Produktion kräftig um 6,4 Prozent. Die gewichtigen Bereiche Kfz und Kfz-Teile sowie Maschinenbau verzeichneten hingegen Abnahmen um 0,8 Prozent bzw. 0,5 Prozent. Auch die meisten der besonders energieintensiven Wirtschaftszweige haben ihren Ausstoß im Vormonatsvergleich zurückgefahren: Herstellung chemischer Erzeugnisse -1,4 Prozent, Kokerei und Mineralölverarbeitung -3,2 Prozent, Glas, Glaswaren und Keramik -2,4 Prozent sowie Papier und Pappe -0,5 Prozent. Die Bereiche Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Metallerzeugnisse konnten indes im Vergleich zum Vormonat zulegen (+1,2 Prozent bzw. +0,2 Prozent).

 

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sanken im April gegenüber dem Vormonat nur leicht um 0,4 Prozent und entwickelten sich damit nach dem starken Einbruch im März (-10,9 Prozent) auch zu Beginn des zweiten Quartals schwach. Allerdings ist der Vormonatsvergleich aktuell stark durch Schwankungen bei Großaufträgen geprägt, ohne diese ergibt sich im April ein Plus von 1,4 Prozent. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft leidet dabei besonders unter der schwachen Weltwirtschaft und dem Rückgang der Bestellungen aus dem Euroraum (-2,7 Prozent). Die Nachfrage im Inland hält sich dagegen vergleichsweise stabil (+1,6 Prozent).

 

Die konjunkturelle Grunddynamik in der Industrie hat sich spürbar abgeschwächt: Die vorlaufenden Indikatoren zeigen im April zwar teilweise eine gewisse Stabilisierung, nachdem es im März zu deutlichen Rückgängen gekommen war. Die zu beobachtenden hohen Schwankungen, die Revisionsanfälligkeit sowie die zum Teil widersprüchlichen Signale der Indikatoren sind an konjunkturellen Wendepunkten nicht ungewöhnlich. Insgesamt ist von einer zunächst noch verhaltenen konjunkturellen Erholung in der Industrie auszugehen.

 

EINZELHANDELSUMSATZ LEGT WIEDER LEICHT ZU

 

Die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen, nachdem es im März zu einem Rückgang um 1,0 Prozent gekommen war. Im Vergleich zum April 2022 meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 4,5 Prozent, was zu einem beträchtlichen Teil die hohen Preissteigerungen widerspiegelt. Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete im April im Vergleich zum Vormonat eine Zunahme des Umsatzes um 0,5 Prozent, gegenüber dem Vorjahresmonat jedoch eine Abnahme um 4,4 Prozent. Damit ist der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln seit 22 Monaten in Folge im Vorjahresvergleich rückläufig. Die Preise für Nahrungsmittel haben sich zwar im April gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent verringert (Mai: -0,3 Prozent), aber im Vorjahresvergleich ergab sich mit +17,2 Prozent (Mai: +14,9 Prozent) immer noch ein sehr hoher Zuwachs. Nach wie vor sind die Nahrungsmittel der stärkste Treiber der Verbraucherpreise. Der Internet- und Versandhandel verbuchte im April eine Zunahme um 5,6 Prozent (gegenüber Vorjahresmonat -7,2 Prozent).

 

Die Neuzulassungen von Pkw durch private Halter haben sich im Mai um 3,1 Prozent erholt, nachdem sie allerdings im März und im April um 8,2 Prozent gefallen waren. Die Entwicklung dürfte nach wie vor Folge der verringerten staatliche Förderung von E-Fahrzeugen sein.

 

Die Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbrauchern senden keine einheitlichen Signale: Zwar ist das GfK Konsumklima im Mai zum achten Mal in Folge gestiegen und für Juni wird eine erneute Verbesserung erwartet. Die Zuwächse fallen jedoch nur noch gering aus und das Niveau liegt nach wie vor sehr niedrig. Die Erholung des GfK-Konsumklimas wurde durch die Energiepreiskrise unterbrochen und das Niveau von vor der Corona-Krise noch nicht wieder erreicht. Bei den ifo Geschäftserwartungen im Einzelhandel kam es im Mai zu einem Zurücksetzer. Aufgrund der weiterhin hohen Inflation ist das Konsumklima immer noch stark belastet, auch wenn die erwarteten Lohn- und Gehaltssteigerungen die Preissteigerungen zumindest teilweise ausgleichen dürften.

 

ANSTIEG DER VERBRAUCHERPREISE WEITER RÜCKLÄUFIG

 

Die Inflationsrate (Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist) hat sich im Mai merklich auf 6,1 Prozent verringert (April: +7,2 Prozent, März: +7,4 Prozent). Nahrungsmittel verteuerten sich gegenüber dem Vorjahresmonat erneut überproportional (Mai: + 14,9 Prozent), allerdings ließ der Preisauftrieb hier weiter nach (April: + 17,2 Prozent, März: +22,3 Prozent). Die Energiepreise legten im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 2,6 Prozent zu, deutlich geringer als der Gesamtindex. Einerseits sind die Energiepreise auf den Weltmärkten deutlich rückläufig und die hohen Energiepreissteigerungen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine fallen seit März aus dem Vorjahresvergleich heraus (Basiseffekt). Andererseits haben die Maßnahmen aus dem dritten Entlastungspaket preisdämpfend gewirkt. Auch die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) schwächte sich etwas ab (Mai: +5,4 Prozent gg. Vorjahresmonat, April: +5,8 Prozent).

 

Der Preisdruck von Seiten der Energieträger hat weiter abgenommen. An den Spotmärkten sind die Preise für Erdgas erneut kräftig gefallen. Aktuell liegt der TTF Base Load mit rd. 30 €/MWh wieder auf Vorkrisenniveau. Nach den Höchstständen von über 300 €/MWh im August haben dazu dank der anhaltenden Einsparungen und der überwiegend milden Witterung die recht hohen Füllstände beigetragen. Die Markterwartungen deuten allerdings darauf hin, dass die Erdgaspreise in den kommenden Quartalen wieder auf etwa 50 €/MWh steigen könnten.

 

Im weiteren Jahresverlauf ist – auch mit Blick auf die Preiserwartungen der Unternehmen – von einer weiter hohen, aber langsam abflauenden Preisdynamik auszugehen, da der Preisdruck vergangener Kostensteigerungen und Lieferkettenstörungen weitgehend überwälzt wurde, die Energiepreise auf den Weltmärkten aktuell auf Vorkrisenniveau gefallen sind und die geldpolitische Straffung preisdämpfend auf die Nachfrageseite wirkt. Von Juni bis August dürfe allerdings ein temporärer Basiseffekt infolge der vorübergehenden Absenkung der Kraftstoffsteuer und der vorübergehenden Einführung des Neun-Euro-Tickets im Vorjahresvergleich preissteigernd wirken. Ebenso ist im Juli mit einem Basiseffekt aufgrund der Abschaffung der EEG-Umlage vor Jahresfrist und einem weiteren temporären Basiseffekt ab Oktober durch die Absenkung des Umsatzsteuersatzes auf Gas und Fernwärme ein Jahr zuvor bis März 2024 zu rechnen.

 

NACHLASSENDE DYNAMIK AM ARBEITSMARKT AUFGRUND KONJUNKTURELLER ABSCHWÄCHUNG IM WINTERHALBJAHR

 

Die konjunkturelle Abschwächung im Winterhalbjahr 2022/23 zeigt sich auch in einer nachlassenden Dynamik am Arbeitsmarkt: Die registrierte Arbeitslosigkeit erhöhte sich im Mai in saisonbereinigter Rechnung leicht um 9.000 Personen. Fluchtmigration wirkte sich dabei kaum aus: Ohne Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter lag die Zahl in etwa genauso hoch (+8.000 Personen). Sowohl Erwerbstätigkeit (April +18.000 Personen) als auch sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (März +13.000 Personen) stiegen erneut an, auch wenn sich die Zuwächse abschwächten. Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit war bis zum aktuellen Rand unauffällig, die Rückgänge der letzten Monate könnten nun aber zum Stillstand gekommen sein. Die Frühindikatoren von IAB und ifo haben sich im Mai eingetrübt. Die Abschwächung bei den Auftragseingängen und inflationsbedingte Kaufkraftverluste führen zu Zurückhaltung bei Verbrauchern und Unternehmen. Der Handel geht von Stellenrückgängen aus, die Dienstleistungsbereiche planen aber weitere Einstellungen. Die gemeldeten Stellen gingen zurück, liegen aber weiter auf hohem Niveau. Die erwartete konjunkturelle Erholung im weiteren Jahresverlauf dürfte dann auch wieder auf dem Arbeitsmarkt zu einer Belebung führen. Autor: www.bmwk.de

 

Digitalisierte Unternehmen ziehen im Wettbewerb davon: ChatGPT sorgt in drei Viertel der Unternehmen für Diskussionen

 

(GFD 06/2023)  In Deutschlands Unternehmen wächst die Sorge, den Anschluss an ihre digitalen Wettbewerber zu verlieren.  Eine deutliche Mehrheit (60 Prozent) der Unternehmen sieht aktuell Wettbewerber voraus, die frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt haben.  Das ist ein Spitzenwert. Vor einem Jahr sahen erst 52 Prozent der Unternehmen ihre digitalen Wettbewerber davonziehen, vor fünf Jahren waren es sogar erst 37 Prozent. Das eigene Unternehmen halten derzeit zwei Drittel (64 Prozent) für einen Nachzügler bei der Digitalisierung, ein Drittel (35 Prozent) sieht sich als Vorreiter. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 602 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

 

87 Prozent sind überzeugt, dass die Nutzung digitaler Technologien eine entscheidende Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft spielt, zugleich beklagen 76 Prozent, dass deutsche Unternehmen digitale Technologien zu wenig einsetzen. Das zeigt sich auch beim aktuellen Top-Thema Künstliche Intelligenz. Rund drei Viertel (72 Prozent) gehen davon aus, dass KI eine große Bedeutung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hat, aber nur 15 Prozent nutzen KI im eigenen Unternehmen. Dabei haben ChatGPT und generative KI in 7 von 10 Unternehmen (71 Prozent) die unternehmensinterne Diskussion zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz beeinflusst. „Die Unternehmen haben die Bedeutung der Digitalisierung für die eigene Zukunft erkannt. Sie wissen aber offenbar nicht, wie sie die Digitalisierung angehen sollen. Für jedes einzelne Unternehmen wie für die deutsche Wirtschaft insgesamt muss es heißen: Die 2020er Jahre zur digitalen Dekade machen!“, fordert der neue Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst anlässlich der Vorstellung der Studie. „In der Vergangenheit war Deutschland das Land der Dichter und Denker. In Zukunft muss Deutschland das Land der Dichter, Denker und Digitalisierer sein.“

 

So groß die Einigkeit bei der Einschätzung der Digitalisierung insgesamt auch ist, so weit gehen die Meinungen bei Künstlicher Intelligenz auseinander. 54 Prozent sind sich sicher, dass KI die Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändern wird, aber 44 Prozent sehen eine solche Entwicklung nicht. 49 Prozent gehen davon aus, dass Unternehmen, die KI frühzeitig einsetzen, dadurch einen Wettbewerbsvorteil gewinnen – 44 Prozent glauben dies jedoch nicht. „Wohl noch nie gab es eine Phase, in der so viele neue Technologien so rasend schnell zum Einsatz kamen.  KI erschafft Texte, Bilder und Musik. Sie erstellt Programmcode, entwickelt Arzneimittel oder konstruiert Maschinen. Jede und jeder kann die Einsatzfelder der KI selbst ausprobieren, fast täglich lesen und hören wir von neuen, spektakulären Entwicklungen“, sagt Wintergerst. „Der Einstieg in die KI wird immer leichter und einfacher. Vom Handwerksbetrieb bis zum Milliardenkonzern: Sinnvolle Einsatzszenarien gibt es für KI ausnahmslos überall.“

 

Die Chancen von KI-Anwendungen im eigenen Unternehmen werden von vielen Unternehmen dennoch aktuell eher zurückhaltend bewertet. Ein knappes Drittel (32 Prozent) sieht in KI sogar eher ein Risiko denn eine Chance für das eigene Unternehmen Immerhin 45 Prozent sagen, dass sich mit KI Kosten einsparen lassen. 41 Prozent meinen, durch KI die bestehende Fachkräftelücke zumindest teilweise schließen zu können. Gut jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) sieht in KI eine Möglichkeit, gänzlich neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

 

Zu viele Unternehmen wollen KI-Einsatz auf die lange Bank schieben

 

Unternehmen, die bislang keine KI verwenden, wollen daran so schnell auch nichts ändern. 16 Prozent meinen, dass KI für sie nie relevant sein wird, 25 Prozent gehen davon aus, KI erst in mehr als 20 Jahren einzusetzen, 29 Prozent erwarten den Einsatz in einer eher fernen Zukunft in 10 bis 20 Jahren. Im kommenden Jahr will dagegen nur 1 Prozent KI einführen, 3 Prozent in 1 bis 2 Jahren, 11 Prozent in 2 bis 3 Jahren und 3 Prozent in 3 bis 5 Jahren. 8 Prozent erwarten dies in 5 bis 10 Jahren. Wintergerst: „Das Bild von KI sollte sich in den kommenden Monaten verändern. KI kann einen enormen Innovations- und Effizienzschub auslösen. Je mehr KI-Anwendungen auf den Markt kommen, desto mehr Unternehmen sollten und – das ist meine Hoffnung – werden sie sich zu Nutze machen.“

 

Dabei ist KI nicht die einzige Technologie, bei der es eine Diskrepanz zwischen der wahrgenommenen Bedeutung für die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit und dem Einsatz im eigenen Unternehmen gibt. So sprechen 92 Prozent der Unternehmen Datenanalysen und Big Data eine große Bedeutung zu, aber nur 39 Prozent setzen sie ein. Robotik halten 86 Prozent für bedeutsam, doch nur 40 Prozent nutzen die Technologie. Ähnlich sieht es aus beim Internet of Things (84 Prozent große Bedeutung, 36 Prozent Einsatz), 5G (82 Prozent zu 23 Prozent), autonomen Fahrzeugen (76 Prozent zu 17 Prozent), 3D-Druck (74 Prozent zu 23 Prozent) sowie Virtual und Augmented Reality (67 Prozent zu 24 Prozent). Und bei neueren Technologien ist der Einsatz noch deutlich seltener: So nutzen gerade einmal 4 Prozent Blockchain-Technologie, obwohl ihr 67 Prozent eine große Bedeutung zusprechen. Und praktisch kein Unternehmen setzt Metaverse-Technologien selbst ein (1 Prozent), obwohl immerhin 36 Prozent ihnen eine große Bedeutung zuschreiben. „Wir müssen Deutschland in der digitalen Wirtschaft herausragend gut positionieren. Wir brauchen mehr Mut zum Digitalen, auch in den Unternehmen“, so Wintergerst.

 

Die Unternehmen spielen den Ball zurück und sehen Hindernisse für den Einsatz neuer Technologien nicht nur bei sich selbst, sondern ebenso in der Politik und in der Gesellschaft. So hat sich in 54 Prozent der Unternehmen der Eindruck verfestigt, dass die Politik versuche, den Einsatz digitaler Technologien eher zu verhindern als zu fördern. 52 Prozent meinen, dass die deutsche Bevölkerung bei neuen Technologien zunächst immer skeptisch sei. Und 46 Prozent erleben, dass im eigenen Unternehmen eher über Risiken digitaler Technologien als über Chancen diskutiert wird.

 

Große Mehrheit der Unternehmen hat eine Digitalstrategie

 

Zumindest an einigen Stellen im eigenen Unternehmen wird versucht, die Weichen auf digital zu stellen. So gibt es nur noch in 11 Prozent der Unternehmen keinerlei Digitalstrategie. Vor einem Jahr galt das noch für 13 Prozent, 2019 sogar für 26 Prozent. Zugleich haben aktuell 55 Prozent zumindest in einem oder mehreren Unternehmensbereichen eine Digitalstrategie, 32 Prozent besitzen eine unternehmensweite Strategie. „Viele Unternehmen führen offensichtlich zunächst eine Teilstrategie für die Digitalisierung ein, bleiben dort aber stehen, so dass es keine digitalstrategische Positionierung für das Unternehmen insgesamt gibt. Sinnvoll wäre, wenn so gut wie alle Unternehmen eine digitale Vision und Gesamtstrategie entwickeln würden“, so Wintergerst.

 

Eine knappe Mehrheit der Unternehmen in Deutschland (53 Prozent) will zudem im laufenden Jahr mehr in die eigene Digitalisierung investieren als noch 2022. 30 Prozent wollen die Investitionen konstant halten – und 16 Prozent planen Kürzungen. Für 2024 planen dann 28 Prozent höhere Ausgaben, und 23 Prozent niedrigere. Rund die Hälfte (46 Prozent) will die Investitionen stabil auf dem aktuellen Niveau halten. Wintergerst: „Digitalisierung lohnt sich, es gibt sie aber nicht zum Nulltarif. Das haben die meisten Unternehmen erkannt.“

 

Das größte Digitalisierungs-Hemmnisse ist aus Unternehmenssicht der Datenschutz, von dem sich 77 Prozent bei der digitalen Transformation behindert fühlen. Vor einem Jahr waren es 71 Prozent. Auch der Fachkräftemangel (64 Prozent; 2022: 55 Prozent) verschärft sich weiter. Dahinter folgen gleichauf mit je 54 Prozent die Anforderungen an technische IT-Sicherheit, fehlende Zeit und fehlende finanzielle Mittel – wobei knappe Mittel deutlich häufiger als Grund genannt werden als noch 2022 mit 43 Prozent. Ein Drittel (32 Prozent) beklagt langwierige interne Entscheidungsprozesse (2022: 24 Prozent). Kein verbreitetes Hemmnis sind dagegen eine mangelnde Bereitschaft der Belegschaft (12 Prozent) sowie Unsicherheiten über den wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung (5 Prozent). „Ich wünsche mir mehr Deutschland-Tempo nicht nur bei der Digitalisierung der Verwaltungen, sondern auch bei der Digitalisierung der Unternehmen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie schnell wir in Deutschland handeln können, wenn eine Krise es erfordert. Wir können Tempo, jetzt wollen wir zeigen, dass das auch für die Digitalisierung gilt“, so Wintergerst. Autor: www.bitkom.org

 

82 Prozent der deutschen Unternehmen faxen noch

 

(GFD 06/2023)  E-Mail, im Chat oder in der Cloud – mittlerweile gibt es viele digitale Wege, Dokumente zu verschicken. Trotzdem halten die deutschen Unternehmen weiterhin auch an einem Klassiker der analogen Kommunikation fest – dem Faxgerät. Insgesamt faxen in Deutschland noch 82 Prozent der Unternehmen. Ein Drittel (33 Prozent) der Unternehmen nutzt das Fax dabei sogar noch häufig oder sehr häufig. Allerdings ist die intensive Nutzung stark rückläufig. Im Vorjahr waren es noch 40 Prozent, 2018 sogar 62 Prozent der Unternehmen, die häufig oder sehr häufig Faxe verschickten. Das sind Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigen repräsentativ befragt wurden.

 

„Angesichts des digitalen Wandels war das Fax schon lange totgesagt. Hat sich ein Kommunikationskanal aber erst einmal etabliert, dauert es in der Regel, bis er vollständig abgelöst ist – selbst wenn es mittlerweile deutlich komfortablere und sicherere Kommunikationswege gibt“, sagt Nils Britze, Bereichsleiter Digitale Geschäftsprozesse beim Bitkom. „Am klassischen Fax wird vor allem die hohe Nachweisbarkeit der Zustellung geschätzt. Was die Verschlüsselung von Daten und damit deren Sicherheit betrifft, haben die digitalen Kanäle dem Fax jedoch einiges voraus. Digitale Faxgeräte greifen dies auf und nutzen statt der Telefonleitungen Server für die Datenübertragung. Damit ist das digitale Fax wesentlich sicherer als sein analoger Vorgänger.“ Autor: www.bitkom.org

 

Rund 100.000 kleine und mittlere Unternehmen suchen jedes Jahr einen Nachfolger

 

(GFD 4/2023) Rund 100.000 mittelständische Unternehmen sollen nach den Plänen ihrer Inhaberinnen und Inhaber jährlich an Nachfolgende übergeben oder verkauft werden. Das sind alleine in den Jahren 2022 und 2023 rund 5 % aller 3,8 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. Rund zwei Drittel der kurzfristigen Nachfolgen (bis Ende 2023) sind bereits erfolgreich geregelt, wie das aktuelle KfW-Nachfolgemonitoring zeigt.

 

In den kommenden Jahren dürfte das Thema zunehmend an Brisanz gewinnen: Die Anzahl der Unternehmen mit älteren Inhabenden steigt kontinuierlich. Gegenwärtig sind bereits 31 Prozent der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter - das sind etwa 1,2 Millionen und damit rund drei Mal mehr als noch vor 20 Jahren. Nur noch jeder zehnte Inhabende ist unter 40 Jahren alt. Selbst bei aktivem Engagement wird das Unterfangen, das Unternehmen an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu übergeben, nicht oder nicht reibungslos gelingen.

 

Es gibt zahlreiche Hürden, an denen der Nachfolgeprozess stecken bleiben oder scheitern kann. Mit Abstand an vorderster Front bei den Schwierigkeiten wird von Inhabenden der Mangel an geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern genannt, mit dem sich mehr als drei Viertel (79 %) aller Mittelständler konfrontiert sehen. Ursächlich dafür ist eine strukturelle Nachfolgelücke, die zum einen demografisch begründet ist: Auf die geburtenstarke Baby-Boomer-Generation folgen deutlich schwächer besetzte Jahrgänge und es fehlt schlicht der Nachwuchs. Zum anderen entsteht die Nachfolgelücke durch ein seit Jahren geringes Gründungsinteresse, das wiederum niedrige Gründungszahlen nach sich zieht. Die Knappheit von Interessenten wird demnach mehr als doppelt so oft als Hürde für eine Unternehmensnachfolge genannt wie die zweithöchste, die Einigung auf einen Kaufpreis (34 %). Auf den weiteren Rängen folgen bürokratischer Aufwand (28 %), rechtliche und steuerrechtliche Komplexität (24 %) sowie Sicherstellung der Finanzierung (14 %).

 

Generell ist der Wunsch, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln, weiter sehr ausgeprägt - 53 % aller Mittelständler favorisieren diese Variante, gefolgt von einem Verkauf an Externe (45 %) oder Mitarbeitende (26 %). Schwierig bei der familieninternen Nachfolge erweisen sich dabei aber generell zahlenmäßig kleiner werdende Nachfolge-Generationen sowie sich wandelnde Berufswege. Fehlendes Interesse bei Familienangehörigen ist folglich der dominierende Grund für eine geplante Geschäftsaufgabe. Insgesamt planen rund 190.000 Mittelständler bis Ende des Jahres 2026 ohne eine Nachfolgeregelung aus dem Markt auszutreten.

 

"Die Frage der Unternehmensnachfolge bleibt weiter ein Top-Thema in den Chefetagen des deutschen Mittelstands. Dies gilt nach wie vor, trotz der Krisen der jüngsten Vergangenheit", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Die ausgeprägte Nachfolgelücke wird dazu führen, dass das Unterfangen einer Nachfolge selbst bei aktivem Engagement oftmals scheitern wird. Ungewollte Stilllegungen von Unternehmen werden uns häufiger begegnen. In naher Zukunft wird es voraussichtlich jeden vierten Nachfolgewunsch treffen. Frühzeitiges Abwägen aller Alternativen, und das parallele Mitdenken verschiedener Wege, wird immer mehr zum Erfolgsfaktor werden." Autor: www.kfw.de

 

Wirtschaftsverluste: Krieg und Pandemie kosten 420 Milliarden Euro

 

(GFD11/2022) Seit fast drei Jahren befindet sich die deutsche Wirtschaft im Krisenmodus. Ohne Pandemie und Krieg wäre die Wertschöpfung in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 um insgesamt 420 Milliarden Euro höher ausgefallen, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

 

Zuerst verhinderten Lockdowns den Konsum, anschließend kamen weltweit Lieferketten ins Wanken und seit einigen Monaten kämpfen Haushalte und Unternehmen mit horrenden Energiepreisen: Mittlerweile haben sich hohe wirtschaftliche Kosten in Deutschland aufgetürmt. Um den Verlust zu beziffern, kann der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt werden. Das heißt: Es wird von einer Welt ohne die Krisen der vergangenen drei Jahre ausgegangen, der erwartete Konjunkturverlauf der IW-Prognose vom Winter 2019 wird fortgeschrieben. Für Deutschland ergibt sich so ein Verlust des preisbereinigten BIP von 420 Milliarden Euro.

 

Einbußen sind 2020 am höchsten

 

Allein auf das erste Krisenjahr 2020 entfällt ein Verlust von 175 Milliarden Euro. Während der ersten Lockdowns wurde der Einzelhandel geschlossen, Restaurants und Cafés mussten dicht machen und die große Unsicherheit – ein Impfstoff lag noch in weiter Ferne – belasteten die deutsche Wirtschaft in hohem Ausmaß. 2021 setzen weltweite Lieferengpässe den Haushalten und Unternehmen, insbesondere der Industrie, stark zu, sodass hier Verluste in Höhe von 125 Milliarden Euro entstanden. Mit der fortschreitenden Impfkampagne kam es im ersten Quartal 2022 zu einer wirtschaftlichen Belebung, die jedoch schlagartig mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine endete. Hohe Energiepreise und die weiterhin gestörten Lieferketten sorgten für Kaufkraftverluste – die Deutschen konsumieren seitdem wieder weniger. Insgesamt belaufen sich die Kosten von Pandemie und Krieg im Jahr 2022 voraussichtlich auf 120 Milliarden Euro.

 

Investitionen bleiben aus

 

Zwar konnten Staatsausgaben den schwachen Konsum der Haushalte zum Teil ausgleichen, doch vor allem die großen wirtschaftlichen Unsicherheiten sorgen dafür, dass Unternehmen sehr zurückhaltend mit ihren Investitionen sind. „Wenn Unternehmen nicht in die Zukunft investieren, baut sich hier nach und nach ein hohes Defizit auf“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. „Das wird den Wohlstand in Deutschland und damit auch wichtige Investitionen, etwa in den Klimaschutz, dauerhaft beeinträchtigen.“

 

Chefetagen sehen Energiekosten und Fachkräftemangel als die größten Herausforderungen der nächsten Monate

 

(GFD 09/2022)  Eine aktuelle Kearney-Umfrage unter Entscheidungsträgern zeigt: Für 74 Prozent ist die Frage der Energieversorgung und deren Kosten das dringendste Thema. Digitalisierung sowie IT-Sicherheit treten aktuell in den Hintergrund.

 

"Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs werden ihre Wucht im letzten Quartal weiter entfalten. Die gestiegenen Energiekosten, der Fachkräftemangel und die Deglobalisierung der eigenen Lieferketten beschäftigen die Unternehmen auch noch weit über das Jahresende hinaus", so Martin Eisenhut, Managing Director Deutschland, Österreich und Schweiz bei Kearney. In der Umfrage sollten Top-Entscheider priorisieren, welche globalen Themen für sie die größten Herausforderungen der nächsten Monate darstellen.

 

Für große Unternehmen steht vor allem die Deglobalisierung ihrer Lieferketten (45 Prozent) und das Handling geopolitischer Risiken (45 Prozent) auf der Agenda. Während man stark damit beschäftigt ist, die akuten Folgen globaler Krisen abzuwehren, treten die Anforderungen der eigenen Kunden derzeit in den Hintergrund. Für lediglich 23 Prozent sind diese aktuell ein Top-3-Thema.

 

Kleinere Unternehmen hingegen setzt vor allem die Verfügbarkeit und das Binden von Fachkräften zunehmend unter Druck. Für 58 Prozent ist dies nach den Energiekosten die größte Herausforderung. Den eigenen Betrieb überhaupt am Laufen zu halten, ist für kleinere Unternehmen damit aktuell zentraler als strategische Top-Themen wie Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit. Lediglich 16 Prozent der Befragten gaben dies als eines der wichtigsten Prioritäten an.

 

"Auch langfristige transformative Themen wie Digitalisierung und Analytics oder IT- und Cyber-Sicherheit rücken derzeit über alle Unternehmensgrößen hinweg in den Hintergrund", so Eisenhut.

 

Studie: Wie Unternehmen wirksamerer Klimaschutz gelingt

 

Sechs Handlungsfelder für effektiveren Klimaschutz

 

(GFD 09/2022) Die von den 4.700 größten börsennotierten Unternehmen der Welt beschlossenen Einsparziele senken die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 nur um rund 20 Prozent. Um das im Pariser Abkommen definierte Ziel einer maximalen Erwärmung von 1,5 °C einzuhalten, müssten aber 43 Prozent eingespart werden. Die wichtigsten Hürden für einen effektiveren Klimaschutz sind unter anderem der begrenzte Zugang zu grüner Energie und hohe Investitionen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Accelerating decarbonization. Six action areas for speeding up your emission reduction plans" von Roland Berger. Darin geben die Experten Lösungsansätze, wie sich die Dekarbonisierung beschleunigen lässt und so auch Wettbewerbschancen realisiert werden.

 

"Viele Firmen haben sich beim Klimaschutz auf den Weg gemacht, aber deutliche Effekte sind bisher noch selten sichtbar", so Yvonne Ruf, Partnerin bei Roland Berger. "Was sie in den nächsten fünf Jahren tun, wird für ihre Wettbewerbsfähigkeit und für das Klima entscheidend sein. Es ist höchste Zeit, bei der Dekarbonisierung das nächste Level zu erreichen."

 

Wie die aktuelle Untersuchung zeigt, plant der Großteil der Konzerne Emissionsreduzierungen von 20 Prozent bis 2030. Nur 15 Prozent der Unternehmen wollen ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 halbieren.

 

Woran mehr Klimaschutz bislang scheitert

 

Der schleppende Fortschritt hat laut der Studienautoren verschiedene Gründe. So ist die Verfügbarkeit von grüner Energie in den meisten Ländern derzeit sehr begrenzt. Kostenseitig ist die Erzeugung von Grünstrom inzwischen günstiger, die dringend benötigte Beschleunigung im Ausbau fehlt. Grüne Moleküle sind meist noch teurer, wobei sich grüner Wasserstoff durch die hohen Erdgaspreise inzwischen rechnen kann. Einige saubere Technologien, die für einen wirksameren Klimaschutz benötigt werden, sind noch nicht kommerziell verfügbar. Mehr als ein Drittel der CO2-Emissionsreduzierungen bis 2070 werden durch Technologien ermöglicht, die sich noch in der Prototyp- (18%) oder Demonstrationsphase (18%) befinden. Um diesen zur Marktreife zu verhelfen, müssten die globalen Investitionen in saubere Technologien und Infrastrukturen von fast 2 Billionen US-Dollar pro Jahr in den 2020er Jahren auf fast 3 Billionen US-Dollar in den 2030er Jahren steigen. Bis 2050 ergibt sich ein Gesamtbetrag von 56 Billionen US-Dollar.

 

CO2-Emissionen als neue Währung

 

Stärkerer regulatorischer Druck (beispielsweise der EU aber auch in den USA) sowie der kontinuierliche Anstieg des CO2-Preises, zwingen die Unternehmen zu handeln. Die Studienautoren gehen davon aus, dass der CO2-Preis von heute unter 100 USD pro Tonne CO2-Äquivalente auf bis zu 200 USD pro Tonne steigen wird. Auch das hat erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Lieferketten.

 

"Beim Thema Wettbewerbsvorteile ging es früher meist um Kosten und Qualität", so Ruf. "Jetzt gibt es eine weitere Dimension: CO2. Emissionen werden damit zu einer zusätzlichen Währung, die systematisch gemanagt werden muss, denn sie hat unmittelbaren Einfluss auf das Unternehmensergebnis".

 

Lösungsansätze für effektiveren Klimaschutz

 

Die Autoren beschreiben sechs Schlüsselbereiche, in denen Unternehmen aktiv werden müssen, um die Dekarbonisierung innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beschleunigen. Dies ist einerseits ein kritischer Zeitrahmen, weil das globale Kohlenstoffbudget in den nächsten vier bis acht Jahren aufgebraucht sein könnte. Andererseits ist es für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend, jetzt die nötigen Investitionen zu tätigen, Technologien zu pilotieren und erste grüne Produkte auf den Markt zu bringen, um die steigende Marktnachfrage nach emissionsreduzierten Produkten und Dienstleistungen bedienen zu können.

 

So sollten Firmen ihren Energieverbrauch senken und selbst emissionsfreien Strom erzeugen oder auf emissionsfreien Strom umsteigen. Außerdem sollten private Investitionen in saubere Technologien wo nötig mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden, bis diese marktreif sind. Um Emissionen aus der Lieferkette zu minimieren, müssen kritische Lieferanten gezielt eingebunden werden. Neues Produktdesign, neue Materialien und zirkuläre Ansätze tragen ebenfalls dazu bei, den ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Digitale Tools und künstliche Intelligenz können schließlich dabei helfen, Emissionsquellen zu identifizieren und Fortschritte bei der Erreichung der Klimaziele transparent zu machen.

 

Studie zeigt: 54% der B2B-Unternehmen haben trotz Inflation bisher keine Preisanpassung durchgeführt

 

(GFD 02/2022)  Die Auswirkungen der Inflation sind für Hersteller und Dienstleister im B2B-Bereich spürbar. Dennoch sind Preismaßnahmen nicht bei allen das Mittel erster Wahl. Nur 46 Prozent der Unternehmen haben Preise in den vergangenen Monaten bereits erhöht.

 

Eine aktuelle Studie* der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners zeigt, dass Hersteller und Dienstleister im industriellen Sektor die Inflation zwar bereits wahrnehmen, aber überwiegend von Preisanpassungen absehen: 54 Prozent der befragten Unternehmen haben demnach ihre Preise bisher nicht erhöht.

 

Unternehmen rechnen mit höheren Kosten

 

Die B2B-Unternehmen können die aktuelle Inflation nur schwer greifen. Der Studie zufolge können 44 Prozent der befragten Entscheider die Auswirkungen der Inflation auf die eigene Kostensituation noch nicht abschätzen. Allerdings rechnen 46 Prozent mit einer Kostensteigerung von mindestens vier Prozent. Acht Prozent erwarten sogar einen Anstieg der Kosten von mindestens elf Prozent. Trotzdem planen zwei Drittel der Unternehmen, die ihre Preise bisher nicht angepasst haben, auch in den nächsten Monaten keine Veränderungen. "Unter der Annahme, dass der allgemeine Kostenanstieg bei Rohstoffen und Löhnen bei allen Unternehmen greift, könnte das viele Unternehmen in ernsthafte wirtschaftliche Bedrängnis bringen", weiß Kornelia Reifenberg, Partner bei Simon-Kucher & Partners.

 

Prozessoptimierung noch vor Preismaßnahmen als Antwort auf Inflation

 

Effizientere Prozesse sowie Kosteneinsparungen sind mit 26 Prozent das bevorzugte Instrument der befragten Unternehmen, um den Kostensteigerungen entgegenzuwirken. Allerdings erwarten die Unternehmen auch, lediglich 17 Euro pro 100 Euro Kostensteigerung einsparen zu können. "Bei der gegenwärtigen Inflationsrate von etwa fünf Prozent wird eine Optimierung der Prozesse jedoch nicht ausreichen, um den höheren Kosten entgegenzuwirken. Unternehmen werden auf lange Sicht nicht um Preiserhöhungen herumkommen", so Dr. Philipp Biermann, Senior Partner bei Simon-Kucher & Partners. Reine Preiserhöhungen halten jedoch nur 22 Prozent der Entscheider für sinnvoll.

 

Preiserhöhungen für Geschäftskunden erfolgen bei Mehrheit nach Gießkannenprinzip

 

Im Falle einer Preiserhöhung setzen 34 Prozent der befragten Unternehmen auf das Gießkannenprinzip: Jeder Geschäftskunde erhält demnach die gleiche Preiserhöhung. 41 Prozent der Entscheider berücksichtigen dagegen die Zahlungsbereitschaft ihrer Kunden, zwölf Prozent orientieren sich an der Kundenprofitabilität. Gleichzeitig ist für 60 Prozent der befragten Unternehmen ein gewisser Kunden- oder Mengenverlust akzeptabel, während dies für 27 Prozent im Zuge von Preiserhöhungen keine Option darstellt.

 

"Eine Differenzierung der Preiserhöhungen ist besonders dann von Vorteil, wenn Kunden- oder Mengenverluste vermieden werden sollen", so Philipp Biermann. "Trotz allem ist es unter Profitabilitätsgesichtspunkten oftmals sinnvoller, von vornherein ein gewisses Maß an Kunden- bzw. Mengenverlusten einzuplanen und Preise konsequent zu erhöhen. Eine strikte Ablehnung jeglicher Kunden- oder Mengenverluste führt in der Regel zu einem zu zaghaften Vorgehen. Zudem sollten Unternehmen bedenken: Auch und gerade wenn ein Kunde profitabel ist, sollten Preiserhöhungen vorgenommen werden. Diese Kunden werden oftmals außen vorgelassen, doch genau da liegt der Fehler."

 

Auch Floater-Regelungen helfen nur bedingt gegen Inflation

 

Laut Studie passen 65 Prozent der befragten Entscheider Preise in Form von Jahresgesprächen oder zum Zeitpunkt von Ausschreibungen bzw. auslaufenden Verträgen an. Lediglich 24 Prozent der Unternehmen erhöhen ihre Preise - wenn erforderlich - mehrmals pro Jahr und nur 22 Prozent nutzen Floater-Regelungen, also automatische Preisanpassungen auf Basis vorher vereinbarter Indizes.

 

"Floater-Regelungen erleichtern sicherlich die mühsame Verhandlungsarbeit bei Preiserhöhungen. Allerdings nehmen sie keine Rücksicht auf individuelle Kostenstrukturen eines Unternehmens", weiß Kornelia Reifenberg. "Außerdem nimmt es sich dadurch die Möglichkeit, stärkere Preisanpassungen vornehmen zu können, beispielsweise wegen klarer Wettbewerbsvorteile. In aktuellen Zeiten ist es aber grundsätzlich sinnvoll, bisherige Standards der Preisanpassung zu überdenken und kritisch zu hinterfragen, ob eine stärkere Flexibilisierung der Preise angestrebt werden sollte."

 

Studie: Zahlungsverzögerungen größte Sorge von deutschen Finanzchefs

 

(GFD 08/2020) In Deutschland kämpfen 36% der Unternehmen täglich mit Zahlungsverzögerungen vs. 24% im europäischen Durchschnitt 

 

Nichts fürchten deutsche und europäische Finanzchefs (CFOs) so sehr wie verspätete Zahlungen ihrer Kunden. Selbst Cyberrisiken fallen aus Sicht der CFOs hinter den beiden Hauptrisiken zurück, ebenso wie Schwierigkeiten in den Lieferketten oder sogar rückläufige Umsätze und Profitabilität. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie "DNA of a CFO" des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes, die auf einer repräsentativen Umfrage unter führenden Finanzvertretern von Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien basiert  - vor und nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie.

 

Rund 50% der Unternehmen mit säumigen Kunden, fast ein Drittel von Pleiten betroffen

 

"Schon vor der Covid-19-Pandemie war jedes zweite der befragten deutschen Unternehmen (51%) von Zahlungsverzögerungen betroffen und beinahe jedes dritte (30%) von der Insolvenz eines Abnehmers", sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Das ist eine relativ erschreckende Bilanz und zeigt, welch große Schneeballeffekte Insolvenzen in der gesamten Lieferkette auslösen können. Zahlungsverzögerungen bringen Finanzchefs somit am häufigsten um ihren ruhigen Schlaf."

 

Nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie waren in Deutschland mit rund 52% in etwa genauso viele Unternehmen von Zahlungsverzögerungen betroffen wie vor der Krise, im europäischen Schnitt waren es jedoch sogar zwei Drittel (65%) der befragten Unternehmen (vor Covid-19: 47%).

 

36% der betroffenen deutschen Unternehmen kämpfen täglich mit Zahlungsverzögerungen

 

"Mehr als drei Viertel (76%) der betroffenen deutschen Unternehmen kämpft mindestens einmal pro Woche mit Zahlungsverzögerungen, mehr als ein Drittel (36%) davon täglich und jeder zehnte Finanzchef sogar mehrmals am Tag (13%)", sagt Van het Hof. "In Deutschland sind damit zwar insgesamt etwas weniger Unternehmen von Zahlungsverzögerungen durch die Covid-19-Pandemie betroffen als im europäischen Durchschnitt (52% vs. 65%), die betroffenen deutschen Firmen erleben dies dafür wesentlich häufiger (36% täglich vs. 24% in Europa)."

 

Nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen in Europa fühlt sich darauf wirklich gut vorbereitet. In Deutschland sind es mit 19% sogar noch weniger und mehr als jedes zehnte der befragten Unternehmen in Deutschland fühlt sich sogar gar nicht gewappnet.

 

Fast jedes dritte Unternehmen in Europa war im vergangenen Jahr Opfer eines Cyberangriffs

 

Neben Zahlungsverzögerungen (47%) sorgten sich die europäischen Finanzchefs vor Covid-19 vor allem um Insolvenzen (32%) und Cyberangriffe (30%).

 

"Knapp ein Drittel der befragten europäischen Unternehmen war im vergangenen Jahr Opfer eines Cyberangriffs", sagt Van het Hof. "Nicht alle Versuche waren erfolgreich, dennoch haben CFOs die damit verbundenen Gefahren auf dem Schirm und schätzen sie sogar noch höher ein als Schwierigkeiten bei der Lieferkette, Umsatz- oder Profitabilitätsrückgänge."

 

Zahlungsverzug auch bei Covid-19 größtes Risiko, gefolgt von Umsatzrückgang

 

Nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie zeichnet sich eine leichte Verschiebung der Risiken ab: Neben Zahlungsverzögerungen (65%) waren europäische Unternehmen zwischen März und Mai 2020 insbesondere von Umsatzrückgängen (61%, im Vergleich zu 25% in 2019) und geringerer Profitabilität (43%) gezeichnet.

 

In Deutschland war die Negativentwicklung beim Umsatz etwas moderater. Nur die Hälfte musste Umsatzrückgänge hinnehmen (50% vs. 61% Durchschnitt). Dafür hatten deutsche Unternehmen wesentlich häufiger Probleme bei ihren Lieferketten (Deutschland 50% vs. 39% Durchschnitt).

 

"Zahlungsverzüge sind aber nach wie vor das größte Problem", sagt Van het Hof. "Das ist in Verbindung mit rückläufigen Umsätzen natürlich eine große Herausforderung mit vielen Unwägbarkeiten für die Unternehmen und ihre Planungssicherheit - und die Finanzchefs. Es ist entsprechend wenig verwunderlich, dass ihr Stresslevel seit Ausbruch der Pandemie deutlich gestiegen ist. Allerdings haben sich viele auch eine große Zuversicht bewahrt, dass sie diese Krise meistern werden."

 

Die Anzahl der europäischen CFOs, die optimistisch in die Zukunft schaut, ist durch die Covid-19-Pandemie von 48% auf 42% gesunken, 36% sind noch zuversichtlich (vorher: 50%). Im Gegenzug ist der Anteil derer, die sich gestresst fühlen von vorher 19% auf 32% gestiegen. Fast jeder vierte Finanzchef macht sich inzwischen sogar sehr große Sorgen 23% (vorher 9%). Die deutschen Finanzchefs sind insgesamt etwas weniger optimistisch und zuversichtlich als ihre europäischen Pendants, dafür sind sie insgesamt aber auch etwas weniger gestresst oder besorgt.

 

"DNA of a CFO": Finanzchefs ticken länder- und branchenübergreifend relativ ähnlich

 

"Erstaunlicherweise ticken die Finanzchefs von großen und kleinen Unternehmen in unterschiedlichen Branchen und unterschiedlichen Ländern sehr ähnlich und sind mit vergleichbaren Risiken konfrontiert", sagt Van het Hof. "Nur in der Finanzbranche zeigen sich leichte Unterschiede - hier ist die Furcht vor Cyberangriffen noch größer als in anderen Branchen. Dafür machen sich die Finanzchefs von Bankinstituten etwas weniger Sorgen um Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen - vor allem auch, weil viele ihrer Kunden andere Banken und Finanzdienstleister sind."

 

Bei der Lösung der bevorstehenden Herausforderungen konzentrieren sich die Finanzchefs der befragten Unternehmen vor allem auf Planungssicherheit und ein möglichst stringentes internes Risikomanagement, eine stärkere Diversifizierung sowie Absicherungslösungen.

 

"Das Risikobewusstsein der Finanzchefs ist insgesamt deutlich gestiegen", sagt Van het Hof. "Sie machen ihre Hausaufgaben und intensivieren ihr internes Risikomanagement, die Planung von Szenarien und betreiben zunehmend proaktives Cash-Management. Zudem verstärken sie Maßnahmen, die zur Risikominderung in der Einstiegsphase von Kunden beitragen. Hinzu kommen diverse Initiativen zur Diversifikation, sowohl bei Absatzmärkten und -branchen als auch der Produktpalette sowie Absicherungslösungen für den Fall der Fälle."  Autor: www.eulerhermes.de

 

Ist der stationäre Handel noch zu retten? - Großangelegte Studie zeigt dringenden Handlungsbedarf

 

(GFD 07/2020) Servicemaßnahmen, Kundenbindungsprogramme, Kundenerlebnis, Mitarbeiterschulungen im Verkauf: "Beim Endkunden kommt kaum etwas an." Das ist das alarmierende Fazit der aktuellen Studie "Der stationäre Handel 2020". Die großangelegte Erhebung zeigt für so gut wie alle Unternehmen in diesem Bereich dringenden Handlungsbedarf auf. Viele werden sich unter dem steigenden Wettbewerbsdruck der kommenden Jahre nicht behaupten, weil sie ihr Potenzial nicht annähernd ausschöpfen. Zugleich macht die Studie aber auch Hoffnung: Wer jetzt die richtigen Weichen stellt, kann sich mit vergleichsweise einfachen Mitteln deutlich vom Wettbewerb und insbesondere von Online-Anbietern abheben.

 

577 Endkunden und 133 stationäre Händler aus dem Lebensmittelhandel, der Bekleidungsbranche und der Telekommunikation sowie weiteren Branchen nahmen an der Studie von Sickel und Team teil, die vom Deutschen Institut für Marketing unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Bernecker begleitet wurde.

 

Einzigartige Kundenerlebnisse, so ein Ergebnis der Befragung, sucht man im stationären Handel oft vergeblich. Auch kompetentes Verkaufspersonal fehlt vielerorts. Hinzu kommt, dass Kundenbindungsmaßnahmen austauschbar sind und daher nicht für Differenzierung sorgen. Dabei zeigt sich deutlich, dass Endkunden diese Maßnahmen als weniger effektiv einstufen als die Händler selbst. Die Studienergebnisse zeigen klar, dass die Alleinstellungsmerkmale des stationären Handels von Endkunden und Händler ebenfalls jeweils unterschiedlich wahrgenommen werden. Händler glauben, dass Service und Kundenorientierung ihre klaren Alleinstellungsmerkmale (USP) sind. Endkunden nehmen allerdings im Vergleich das Sortiment und das Preis-Leistungs-Verhältnis viel stärker wahr. Händler schaffen es demnach aktuell nicht, von Kunden so wahrgenommen zu werden, wie sie es möchten. Schlussendlich wissen viele Händler also gar nicht, warum Kunden bei ihnen kaufen.

 

Christian Sickel, einer der führenden deutschen Vertriebsexperten, Gründer und Geschäftsführer von Sickel und Team: "Die Studie zeigt eindeutig, welche Faktoren für die Missstände verantwortlich sind. So fehlen auf Händlerseite meistens messbare Ziele sowie eine klare Kommunikation. Sowohl Verkaufsführung als auch Verkaufsmitarbeiter haben hier dringenden Nachholbedarf."

 

Für die Händler sollte die Erkenntnis alarmierend sein, dass Führungskräfte häufig nicht ausreichend Zeit zur Steuerung der Verkaufsprozesse und des Verkaufspersonals haben. Aber auch die Motivation und das Potenzial aller Mitarbeiter werden nicht weiter ausgebaut, etwa mit gezielten Coachings und Feedback-Gesprächen.

 

"Wer Erfolge sicherstellen will, muss sein Team mit einem individuellen und durchgängigen Konzept unter der Schirmherrschaft der Geschäftsführung schulen", weiß Christian Sickel. "Andernfalls tritt man immer nur auf der Stelle und spielt dem Online-Handel weiter in die Hand." Autor: www.sickel-team.com

 

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